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Tödlich geschädigt


Forschungsergebnis verspricht Heilung von PSP

20.06.2011 (ms)
Einen Durchbruch bei der Erforschung einer seltenen neurodegenerativen Krankheit hat ein internationales Konsortium unter mittelhessischer Leitung erzielt. Dadurch kommen nach Angaben der Philipps-Universität erstmals Behandlungsmöglichkeiten in Sicht.
Bei der "Progressiven Supranuklären Blickparese“ (PSP) handelt es sich um eine bisher unheilbare Erkrankung. In mancher Hinsicht ähnelt sie der Parkinson-Krankheit. Stets führt sie zum Tod.
PSP zeichnet sich durch Gangschwierigkeiten, Augenlähmungen, verlangsamte Bewegung und zunehmenden geistigen Verfall aus. Bisher existieren keine Therapien für Patienten mit dieser schweren Erkrankung.
Das ist primär damit zu erklären, dass die molekularen Grundlagen nicht verstanden sind. In der Online-Ausgabe der Zeitschrift "Nature Genetics“ von Sonntag (19. Juni) berichtet das Konsortium nun über die Identifizierung von Genen, die durch Fehlfunktion zur Entstehung einer PSP beitragen. Das Konsortium wurde durch den Privatdozenten Dr. Günter U. Höglinger von der Neurologischen Klinik in Marburg und Prof. Dr. Ulrich Müller vom Institut für Humangenetik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) initiiert und zusammen mit amerikanischen Kollegen geleitet.
"Zwei der identifizierten Gene spielen in Nervenzellen bei der Entfernung defekter Eiweiße eine wichtige Rolle“, erklärte Höglinger. Bei mangelhafter Funktion dieser Gene werden Nervenzellen langfristig geschädigt.
Ein weiteres identifiziertes Gen ist ein wichtiger Bestandteil der Myelinschicht, die Nervenzellen umgibt und für die Informationsübertragung von Nervenzellen erforderlich ist. Ein viertes Gen schließlich, das für die Herstellung eines strukturellen Bestandteils der Nervenzellen erforderlich ist, trägt ebenfalls wesentlich zur Krankheitsentstehung bei.
"Die Funktion des als MAPT bezeichneten Gens ist auch in anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit gestört“, ergänzte Müller. Die Entdeckung dieser Gene gebe neue Impulse für die Entwicklung von Medikamenten, die den Krankheitsverlauf verlangsamen oder ganz hemmen könnten. Besonders vielversprechend seien Substanzen, die die gestörte Beseitigung defekter Eiweißstoffe in Nervenzellen wieder herstellen.
Die Durchführung der Untersuchungen stellte eine besondere Herausforderung dar, weil die Erkrankung mit einer Häufigkeit von 5 pro 100.000 Menschen selten ist, mit Sicherheit nur durch feingewebliche Untersuchung des Gehirns verstorbener Patienten (Autopsie) diagnostiziert werden kann und weil für die als Genom-weite Assoziationsstudie (GWAS) bezeichnete Studie eine sehr große Patientenzahl benötigt wird. Dem Team aus Marburg und Gießen ist es aber gelungen, weltweit etwa 1.100 durch Autopsie bestätigte Fälle sowie über 1.000 klinisch diagnostizierte Patienten zusammenzustellen.
Die Erbsubstanz dieser Fälle wurde an 620.000 Stellen des Genoms untersucht und mit rund 6.800 gesunden Personen als “Kontrollgruppe” verglichen. Das führte zur Identifizierung der Gene.
Die Studie wurde unter anderem mit Mitteln des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) gefördert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt im NGFN seit 2001 die Untersuchung neurologischer Erkrankungen.
Seit 2008 wird die Förderung im Bereich NGFN-Plus in dem Programm der Medizinischen Genomforschung fortgeführt. Die in Mittelhessen durchgeführten Arbeiten wurden im Rahmen des Integrierten Verbunds "Funktionelle Genomik des Parkinson-Syndroms“ gefördert.
pm: Philipps-Universität Marburg
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