26.05.2011 (fjh)
Unter dem Motto "Hörsaal voll, Kasse leer"
Vor allem von der Geographie waren erschreckende Meldungen zu hören.
Einen guten Schluss der VV bildete der Aufruf eines Studierenden (auch Geographie), sich zu engagieren. Vorher weniger politisch engagiert, brachten ihn diese Zustände auf die Idee, sein Fotografie-Projekt (ein Zusammenschluss von Studierenden, die gerne fotografieren) kreativ mit
dem Protest gegen die Situation zu verbinden.
Außerdem wurde der kommende Dienstag, 18.00, Foyer des Hörsaalgebäudes, als Treffpunkt für eine öffentlichkeitswirksame Aktion vereinbart.
Nachdem der Fachbereich Geographie der Philipps-Universität das Studierendenparlament aufgefordert hatte, eine Vollversammlung der Studierendenschaft zu den Auswirkungen der Kürzungen des Hochschulpakts einzuberufen, fand sie am Mittwoch (25. Mai) im Auditorium Maximum (AudiMax) statt. Am Beginn stand ein Beitrag vom FreeEducationMovement Marburg (FREEDUMM) zu den Protesten im vorangegangenen Jahr auch im Bezug auf die Kürzungen im hessischen Schulsystem.
Der AStA berichtete den anwesenden Studierenden über die aktuelle Situation der Uni Marburg und an den einzelnen Fachbereichen. Außerdem sprach eine Studierende der Fachschaft Geographie zur speziellen Lage an diesem Fachbereich.
Johannes (Studierender der
Geographie): �Essentielle Bestandteile des Geographiestudiums, wie
Exkursionen, werden nicht mehr finanziert. Hierdurch werden Studierenden Kosten von 300-1500 Euro zusätzlich entstehen, die von
vielen nicht mehr getragen werden können. Deshalb fordern alle Statusgruppen eine sofortige Lösung der Unterfinanzierung. Derzeit sieht es so aus, dass in zwei bis drei Semestern kaum noch regulärer Universitätsbetrieb stattfinden kann.
Die Studierendenschaft der Philipps-Universität fordert deswegen in einer Resolution die hessische Landesregierung und die Hochschulleitung auf, Maßnahmen gegen die drastischen Folgen der Kürzungen durch den Hochschulpakt zu
ergreifen.
Besonders weist die Resolution auf die aufkommende Mehrbelastung der Universität durch die doppelten Abiturjahrgänge hin: Nachdem ein Jahr nach der Unterzeichnung des Hochschulpakts die Situation der Lehre deutlich gelitten habe, stehe zu befürchten, dass die Universität diese Mehrbelastung mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht kompensieren kann.
Der Text der Resolution lautet wie folgt:
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Resolution der Studierenden der Philipps - Universität Marburg
Wir, die Studierenden der Philipps - Universität Marburg, stellen
hiermit fest, dass sich die Studienbedingungen ein Jahr nach der
Unterzeichnung des Hochschulpakts wie erwartet drastisch
verschlechtert haben. Die vorher bereits desaströse Lage an der
Universität nähert sich nun einem Zustand, in welchem der Lehrbetrieb
nicht mehr aufrechtzuerhalten sein wird.
Wir machen weiterhin darauf aufmerksam, dass ein gutes Studium unter
den derzeitigen Umständen nicht mehr möglich ist. Die
Lehr-Lern-Situation ist für beide Seiten durch Überfüllung und die zu
geringe Zahl der Veranstaltungen, Wegfall von Tutorien etc.
unerträglich geworden.
Wir weisen erneut darauf hin, dass die Hochschulen für die ab dem
kommenden Wintersemester anstehenden doppelten Abiturjahrgänge, sowie
die Aussetzung der Wehrpflicht nicht ausgestattet sind und halten
qualitativ adäquate Lehrveranstaltungen für nicht mehr realisierbar.
Wir solidarisieren uns mit den durch Stellenwegfall, Lohnkürzung und
Mehrbelastung betroffenen Mitarbeiter_innen und Lehrenden an den
hessischen Hochschulen, sowie allen Studierenden an anderen
Hochschulen. Desweiteren solidarisieren wir uns mit allen von Sozial-
und Bildungsabbau Betroffenen. Einem Versuch der Spaltung durch die
Landesregierung, dem hessischen CDU/FDP-Regime, werden wir uns
entgegensetzen.
Wir fordern:
� Die Gremien und Organisationen, die sich letztes Jahr gegen den
Hochschulpakt geäußert haben, auf, sich öffentlich zur aktuellen Lage
zu äußern.
� Das Universitätspräsidium auf, eine Übersicht über die aktuelle
finanzielle Situation der Universität und aller Fachbereiche zu
veröffentlichen.
� Die Landesregierung auf, die Finanzierung der hessischen Hochschulen
an die zu erwartenden Studierendenzahlen anzupassen und das sich
daraus ergebende Gesamtbudget um mindestens 10% zu erhöhen.
� Die Landesregierung auf, Mittel für Gebäudesanierung und
Hochschulausbau in der Menge zur Verfügung zu stellen, dass der
Betrieb der Hochschulen nach deren Einschätzung adäquat stattfinden
kann.
� Die Landesregierung auf, den Tarifvertrag Hessen (TVH) auf alle
studentischen Hilfskräfte auszuweiten.
� Die Hochschulleitung auf, die QSL-Mittel komplett in den
Verantwortungsbereich der Kommissionen zurückzuführen.
� Die Hochschulleitung auf keine NCs einzuführen, sowie bestehende aufzuheben.
� Die Hochschulleitung auf, die versteckten Studiengebühren wie
Exkursionskosten, Materialbeschaffung, Bibliothekskompensation durch
Eigenkauf etc. durch Universitätsmittel zu kompensieren.
� Die Landesregierung auf, die Finanzierung der hessischen Hochschulen
an die erwarteten Studierendenzahlen anzupassen und das sich daraus
ergebende Gesamtbudget um mindestens 10% zu erhöhen. Darüber hinaus
fordern wir die Überführung des Erfolgsbudgets in das Grundbudget, um
einer weitergehenden Ökonomisierung der Hochschulen Einhalt zu gebieten.
� Die Landesregierung auf das Teilzeitstudium in
zulassungsbeschränkten Fächern wieder zu ermöglichen.
� Die Bundesregierung auf, sämtliche Exzellenz- und Eliteprogramme der
sogenannten Exzellenzinitiative zurückzunehmen und diese Mittel den
Universitäten in der Breite zukommen zu lassen.
Für Solidarität und freie Bildung weltweit!
pm: AStA Marburg
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