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Schick gemacht


Übertragung von Wagners Walküre ins Cineplex

15.05.2011 (gac)
Bereits die festliche Kleidung der Besucher ließ erahnen, dass es sich am Samstag (14. Mai) im Cineplex nicht um eine gewöhnliche Filmvorführung handelte. So bekamen sie dort nicht etwa den neuesten Action-Thriller oder eine Hollywood-Komödie zu sehen, sondern eine live-Übertragung der Oper "Die Walküre" von Richard Wagner.
Die Aufführung fand in der New Yorker Metropolitan Opera statt. In einer aufwändigen HD-live-Produktion wurde sie in Kinos auf der ganzen Welt übertragen. Für das Cineplex ist es bereits die zweite Saison, in der das Marburger Kino die Darbietungen aus dem amerikanischen Opernhaus live zeigt. "Die Walküre" bildete ihren krönenden Abschluss.
Da Wagner-Opern berüchtigt für ihre Länge sind, hatte das Cineplex schon mal mit Sekt und Brezeln für das leibliche Wohl vorgesorgt. So ließen sich auch noch die 40 Minuten Verspätung vor Aufführungsbeginn gut verschmerzen.
Als sich dann in New York der Vorhang öffnete, spürten wohl auch die Kino-Besucher im weit davon entfertnen Marburg einen Hauch von prickelnder Vorfreude. Schließlich versprach die Star-Besetzung mit dem deutschen Jonas Kaufmann als Siegmund und dem walisischen Bassbariton Bryn Terfel als Wotan Großes.
So wurden die Zuschauer hier und auf der anderen Seite des Atlantiks nicht enttäuscht. Gesangliche Meisterleistungen und ein gelungenes Bühnenbild ließen die 335 Minuten wie im Fluge vergehen. Besonders Terfel und Stephanie Blythe als Wotans Gattin und Göttin der Ehe Fricka überzeugten. Die variierenden Kamera-Einstellungen zeigten ein gutes Gesamtbild der Inszenierung und ließen das aufwändige Bühnenbild gut zur Geltung kommen. Es wurde vor allem von aufwändigen Lichteffekten bestimmt, die den dunklen Wald, Sieglindes und Huntings Hütte sowie den finalen Feuerring entstehen ließen.
In den Pausen zwischen den einzelnen Akten wurde hinter die Bühne geschaltet. Neben einem Einblick in Technik und Organisation der Produktion bekamen die Zuschauer exklusive Interviews mit den Sängern - direkt nach ihrem Auftritt - zu sehen. Hier sorgte vor allem Kaufmann für gute Laune, der auf Deutsch ganz besondere Grüße nach Mitteleuropa sandte.
Unter der Tonübertragung hatte besonders das Orchester zu leiden. Da hier natürlich nur mit beschränkten Mitteln gearbeitet wurde und die Qualität des Klangs im Kinosaal nicht mit der in der New Yorker Oper zu vergleichen ist, kam die Leistung der zahlreichen Musiker leider nur an wenigen Stellen wirklich zur Geltung.
So blieb am Ende der Vorstellung festzuhalten, dass es sich letztendlich wohl doch eher um einen sehr gelungenen Kino-Abend als einen Opern-Besuch handelte. Auch Sekt und schöne Kleider konnten daran nicht viel ändern.
Wer trotzdem noch ein bisschen Opern-Luft schnuppern will, kann schon in wenigen Monaten mit in die dritte Saison der MET-Opera starten und nahtlos an "Die Walküre" anknüpfen. Bereits im Spätherbst werden Wagners "Siegfried" und "Götterdämmerung" auf der New Yorker Bühne gezeigt.
Giulia Coda
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