08.05.2008 (jnl)
Tusche und starke Farben sind seine bevorzugten Ausdrucksmittel. Am Mittwoch (7. April) eröffnete Hans-Gottlob Rühle im Arbeitsgericht Marburg die Ausstellung des Lokalmatadors Horst Vaupel.
Wie beinah immer bei Vernissagen des Kunst-Forums des Marburger Arbeitsgerichtsvereins standen die Besucher bis tief in den Flur. Im Gerichtssaal an der Gutenbergstraße gab es nicht genug Sitzplätze für den Ansturm. Über 200 Vernissage-Gäste waren erschienen, um einen der Altmeister der lokalen Künstlerszene zu sehen.
Vaupel ist ein ausgereifter Könner in allen künstlerischen Techniken, die er verwendet. Angefangen hatte er in den 60er Jahren als Lithograph und Foto-Artist. Heute bevorzugt er Tusche sowie kraftvolle Acrylfarben.
Neben Porträts und Beziehungsszenen gestaltet der dieses Jahr 80-Jährige vornehmlich ausdrucksstarke Abstraktionen. Darin lässt er mit besonderer Vorliebe die Farben Rot und Blau aufeinandertreffen. Heraus kommen dabei ruhige kontemplative Studien ebenso wie temperamentvolle Kollisionen.
"Wenn Sie auf ein Werk von Horst Vaupel stoßen, erkennen sie es meist sogleich an der ausgeprägten artistischen Handschrift", lobte Eröffnungsredner Rühle Vaupels Stil. Ein hoher Grad an erworbenem Können erlaube dem Maler, schnell und sicher den Pinsel zu führen. Das sehe man unmittelbar.
Ohnehin gestattet die Kunsttechnik "Tusche" keine nachräglichen Korrekturen. Da "muss jeder Strich sitzen". In der ostasiatischen Tradition gelte das Tuschieren daher als ein Höhepunkt der Kunst.
In seinem 20-minütigen kurzweiligen Vortrag ging Rühle auf die Kunstgeschichte der Tusche-Artistik näher ein. In China gehe die Methode bis ins 11. Jahrhundert zurück. Erst die Renaissance brachte sie 300 bis 400 Jahre später nach Europa.
Am Schaffen des an diesem Abend gefeierten Künstlers rühmte der Arbeitsgerichtsdirektor, dass Vaupel alle gestalterischen Stimmungslagen gleichermaßen beherrsche. Wer es klar und pointiert mag, der nehme eine seiner Tuschezeichnungen.
Temperamentvolle Persönlichkeiten fänden sich in seinen "explosiven" Malereien. Und Menschen, die ihre innere Ruhe bevorzugten, seien mit meditativen Farbkompositionen voller Balance nicht nur bedient sondern beglückt.
Jürgen Neitzel
Text 565 groß anzeigenwww.marburgnews.de