10.05.2011 (fjh)
Montag (9. Mai) ist Stichtag des Zensus 2011. So bezeichnen die Statistiker die neue Form der Volkszählung, bei der zur Informationsgewinnung im Wesentlichen Registerdaten etwa aus den Einwohnermeldeämtern oder den Registern der Bundesagentur für Arbeit (BA) genutzt werden.
Weitere - für eine Volkszählung typische - Merkmale, die nicht in Registern verfügbar sind, werden bei den Bürgern direkt abgefragt. Ab Dienstag (10. Mai) starten die entsprechenden Haushaltebefragungen.
Wie das Hessische Statistische Landesamt dazu mitteilt, werden die Interviewerinnen und Interviewer an den zufällig ausgewählten Adressen die dort wohnenden Bürgerinnen und Bürger besuchen und ein persönliches Interview durchführen. Zu diesem Zweck werden entsprechende Ankündigungsschreiben mit Terminvorschlägen an die betroffenen Haushalte verteilt. Sollte der - in dieser Ankündigungskarte vorgeschlagene - Termin nicht zusagen, kann der Angesprochene direkt oder telefonisch mit dem Interviewer einen anderen Termin vereinbaren.
Die Interviewer weisen sich zu Beginn ihres Besuchs aus. Der Ausweis ist nur in Verbindung mit einem Personalausweis oder Reisepass gültig. Auf der Rückseite ist die Berechtigung des Ausweisinhabers mit einem Verweis auf die gesetzlichen Regelungen erläutert.
Im Rahmen der Befragung wird festgestellt, welche Personen im jeweiligen Haushalt leben. Der Interviewer notiert dazu die Namen und Geburtsdaten.
Die Fragebögen können die Bürger gemeinsam mit dem Interviewer ausfüllen. Den Befragten steht es frei, das Interview in der Wohnung oder an der Wohnungstür vor aller Nachbarn Ohren durchzuführen. Sofern eine Hilfe des Interviewers nicht gewünscht ist, können sich die Befragten die Fragebögen auch aushändigen lassen und selbst ausfüllen.
Für jede im Haushalt lebende Person ist ein eigener Fragebogen auszufüllen. Die ausgefüllten Fragebögen können die Interviewten mit der Post an die Erhebungsstelle der Stadt Marburg schicken oder dort abgeben.
Für alle, die Porto sparen und ihre intimen Daten dem Internet anvertrauen wollen, steht unter www.zensus2011.de auch ein Online-Fragebogen zur Verfügung. Der Zugang erfolgt über die Fragebogen-Nummer und den Aktivierungscode, die dem ausgehändigten Papier-Fragebogen zu entnehmen sind.
Während der Bundesbeauftragte für Datenschutz keine ernsthaften Bedenken gegen den Zensus 2011 geäußert hat, sind andere Datenschützer und Bürgerrechtler skeptisch. 1983 und 1987 waren die damaligen Volkszählungen an massenhaftem Widerstand der Bevölkerung gescheitert.
Die Marburger Initiative gegen den Überwachungsstaat (MIgÜst) hatte damals Tausende von Erhebungsbögen eingesammelt und unbrauchbar gemacht. Bei einer Aktion auf dem Marktplatz hingen sie an Wäscheleinen kreuz und quer über die gesamte Fläche zwischen dem Hotel "Zur Sonne" und dem Rathaus.
Nachträglich hatte das Bundesverfassungsgericht die seinerzeitige Form der Befragung für verfassungswidrig erklärt. Die erfolgreichen Kläger waren die beiden Marburger Rechtsanwälte Dr. Peter Becker und Dr. Peter Hauck-Scholz.
Franz-Josef Hanke/pm
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