01.05.2011 (fjh)
Vor einem Ausbluten der Sozialkassen warnte Prof. Dr. Ursula Engelen-Kefer. Als Stellvertretende Vorsitzende war sie beim Bundesvorstand des
Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) jahrelang für Familien- und Sozialpolitik zuständig.
Bei der traditionellen Vormaifeier der DGB-Senioren Marburg-Biedenkopf hielt sie am Samstag (30. April) in der
Waggonhalle die Hauptrede. Dabei geißelte sie in scharfen Worten die grassierende Praxis von Niedriglöhnen, Leiharbeit, befristeter Beschäftigung und sogenannten 400-Euro-Jobs.
All diese Regelungen hätten in den zurückliegenden Jahren stark zugenommen. Leidtragende derart prekärer Verhältnisse seien überproportional stark Frauen und Familien.
Angesichts der Befristung von Beschäftigungsverhältnissen beim Einstieg ins Berufsleben sei eine solide Lebensplanung kaum möglich. Deswegen seien es "Krokodilstränen", die Politiker wegen der geringen Geburtenzahl vergössen.
"Die Geschichte der Heiligen Johanna der Schlachthöfe hängt eng zusammen mit dem Tag der Arbeit", sagte Engelen-Kefer. Deswegen sei sie stolz, dass sie gelegentlich als "Heilige Johanna der Sozialkassen bezeichnet wurde.
1884 war in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) erstmals ein Tag der Arbeit gefeiert worden. Fünf Jahre später legten Arbeiter in Frankreich den 1. Mai als festes Datum für diesen Feiertag fest.
Die Solidarität aller Beschäftigten sei unerlässlich, um ein Rutschen der sozialen Verhältnisse zu verhindern, stellte Engelen-Kefer klar. Deswegen schloss sie sich der Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn und gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit an.
Im Anschluss an diese Rede sang das Duo "Grafitti" selbst getextete Lieder zu gewerkschaftsnahen Themen. Dazwischen zitierten Ekkehard Dennewitz und Peter Radestock passende Texte.
Als ehemaliger Zögling der – am 8. August 2010 verstorbenen – langjährigen Marburger DGB-Kreisvorsitzenden Käte Dinnebier sprach der frühere Marburger Gewerkschaftssekretär Bodo Ramelo. Derzeit ist er Vorsitzender der Linken-Fraktion im thüringischen Landtag.
Auch Prof. Dr. Frank Deppe hatte mit Dinnebbier gemeinsam für eine engere Verzahnung von Hochschule und Gewerkschaftsbewegung gekämpft. In der
Universitätsstadt Marburg hatten sie diese Zusammenarbeit geradezu vorbildlich entwickelt.
Auch wenn Dinnebier bei der Vormaifeier 2011 erstmals nicht körperlich zugegen war, so war sie doch in vielen Reden und Gedanken anwesend. Ihr Nachfolger beim Vorsitz der DGB-Senioren hatte sich auch mächtig ins Zeug gelegt, eine würdige Vormeifeier auf die Beine zu stellen. Das ist Julius Klausmann am Vorabend des 1. Mai 2011 auch durchaus gelungen.
Franz-Josef Hanke
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