27.04.2011 (fjh)
"Wie man hört, sind die Unternehmer in Partylaune", bemerkte Dr. Ulf Immelt vom
Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). "Wir sind garantiert nicht in Partylaune!"
Mit diesen Worten leitete der Marburger DGB-Sekretär am Mittwoch (27. April) im Gewerkschaftshaus an der Bahnhofstraße seine Einschätzung zur aktuellen Situation des Arbeitsmarkts ein. Gemeinsam mit dem mittelhessischen DGB-Vorsitzenden Ernst Richter, dem Marburger DGB-Vorsitzenden Pit Metz und Julius Klausmann als neuem Vorsitzenden der Marburger DGB-Senioren sowie der DGB-Jugendsekretärin Ulrike Eifler stellte Immelt das Veranstaltungsprogramm für Sonntag (1. Mai) vor.
Unter dem Motto "Das ist das Mindeste" engagieren sich die Gewerkschafter am internationalen Tag der Arbeit für "Faire Löhne, gute Arbeit und Soziale Sicherheit". Richters Kritik gilt dabei vor allem den Minijobs, die kein auskömmliches Einkommen bieten.
Sieben Millionen Menschen arbeiten in Deutschland derzeit für 400 Euro im Monat. Zwei Millionen von ihnen tun das neben einer vollen Stelle, die ihnen offenbar kein ausreichendes Einkommen garantiert. Viele weitere "Minijobber" benötigen neben ihrem kärglichen Lohn noch Sozialleistungen als sogenannte "Aufstocker".
Letztlich finanziere der Staat durch diese Leistungen die Arbeit zu Billigstlöhnen. Mit 50 Milliarden Euro subventioniere die Regierung so die Sparsamkeit der Unternehmer auf Kosten von Beschäftigten.
Immelt räumte auch mit der Behauptung auf, Leiharbeit verhelfe zum Einstieg in den Ersten Arbeitsmarkt. Nur sieben Prozent der Leiharbeiter fänden über ihre Beschäftigung später einen regulären Arbeitsplatz.
Ähnlich beschrieb Eifler die Situation der jungen Leute unter 35 Jahren. Nur 38 Prozent von ihnen verfüge über einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Schon beim Berufseinstieg türmten sich vor ihnen hohe Hürden auf, die viele kaum überwinden können.
Eine zukunftsorientierte Lebensplanung sei so kaum möglich, stellte Eifler fest. Schon der Berufseinstieg beginne vielfach in prekären Verhältnissen.
Den Kampf gegen diese Strukturen haben sich der DGB und seine Einzelgewerkschaften schon seit Jahren auf die Fahne geschrieben. Eine geachtete Vorkämpferin gerade für die gewerkschaftlichen Rechte von Frauen war dabei die – am 8. August 2010 verstorbene – langjährige DGB-Kreisvorsitzende Käte Dinnebier. Ihrem Andenken widmet sich die traditionelle Vormaifeier der DGB-Senioren am Samstag (30. April) in der
Waggonhalle.
Ab 14.30 Uhr wird dort das Trio "Grafitti" singen. Der frühere Theaterintendant Ekkehard Dennewitz und der Schauspieler Peter Radestock tragen passende Texte vor.
Die Hauptrede wird die ehemalige Stellvertretende DGB-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Ursula Engelen-Kefer halten. Sie war eine langjährige Mitstreiterin Dinnebiers beim Kampf um die Gleichberechtigung von Frauen auch innerhalb des DGB.
Im Andenken an Dinnebier wird der DGB Marburg-Biedenkopf seinen Veranstaltungsraum im Postgebäude an der Bahnhofstraße nach seiner früheren Kreisvorsitzenden zum "Käte-Dinnebier-Saal" umbenennen. Dieser Zeremonie wird Engelen-Kefer ebenfalls beiwohnen.
Die Hauptrede am eigentlichen Tag der Arbeit wird dann die Stellvertretende Ver.di-Landesvorsitzende Sybille Lust halten. Bei einer Zwischenkundgebung auf dem Marktplatz wird Metz einige Worte an die Versammelten richten.
Beginnen soll der Maiumzug um 11 Uhr vor dem Gewerkschaftshaus an der Bahnhofstraße. Etwa eine Dreiviertelstunde später werden die Demonstrierenden dann auf dem Marktplatz ankommen, von wo aus sie nach der Rede von Metz zum Elisabeth-Blochmann-Platz weiterziehen.
Die abschließende Maifeier soll dort gegen 16 Uhr ausklingen. Für die musikalische Ausgestaltung wird auch hier das Trio "Grafitti" sorgen.
Nach mehr als 40 Jahren wird Käte Dinnebier bei der Maifeier 2011 erstmals nicht mit von der Partie sein. In den Köpfen und Herzen vieler Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter marschiert sie aber sicherlich ganz vornean mit.
Franz-Josef Hanke
Text 5563 groß anzeigenwww.marburgnews.de