18.04.2011 (fjh)
"Das sogenannte Deutschlandstipendium ist nicht viel mehr als ein Image-Programm für die aktuelle Bildungspolitik und soll den Wegspartrend von Bund und Land überdecken", argwöhnt der
Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA). Mit diesem Programm unterstütze die Universität nur zehn von 20.000 Studierenden.
Deshalb lehnt der AStA die Beteiligung der
Philipps-Universität an diesem Programm ab. Die fehlende Beteiligung des Senats an der Entscheidung ist nach Auffassung des AStA ein weiterer Schritt zur Entdemokratisierung der Hochschulen.
Die Risiken dieses Schrittes führen seiner Einschätzung nach zu einer Abhängigkeit der Universität von Stiftungen oder Wirtschaftsunternehmen. Der Trend, ganze Fachbereiche und Fächergruppen nach den Vorstellungen von Drittmittelgebern umzugestalten, werde sich in der Folge weiter fortsetzen.
"Das Stipendienprogramm dient der finanziellen Förderung einer kleinen Gruppe von Studierenden bei nicht vorhandener Grundsicherung für die breite Masse", kritisierte die AStA-Vorsitzende Linda Spieckermann am Montag (18. April) diese Stipendien. "Betrachtet man die vom Bund vorgegebenen Vergabekriterien und –modalitäten, wird klar: die Stipendien belohnen solche Studierenden, die ohnehin aus stärkeren sozialen Verhältnissen kommen.“
Vor dem Hintergrund der sehr schmalen Erhöhung von Leistungen nach dem Bundes-Ausbildungsförderungsgesetz (BAFöG) sei dieses Werbeprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) besonders ärgerlich. "Das läuft dann nach dem Motto: Wer hat, dem wird gegeben" führte AStA-Finanzreferent Jamal Lutz aus.
Er befürchtet sogar, dass ein Nachteil für die Gesamtheit der Studierenden und die Universität entsteht: "Da werden Gelder in ein Stipendienprogramm für ganz Wenige umgeschichtet, wo eigentlich eine breite und bedarfsdeckende Studienfinanzierung gesichert werden könnte.“
Petra Thesing möchte mal wissen, wer von 300 Euro im Monat leben soll: "Das können doch nur solche Studierenden sein, die schon von ihren Eltern oder anderen Stellen Geld bekommen. Wer nebenbei arbeiten muss, wird wohl kaum die Zeit haben, außergewöhnliche Leistungen im Studium zu erbringen. Es profitieren wieder diejenigen, die das Geld gar nicht brauchen!“
Nach den Erfahrungen mit den Kürzungen des Hochschulpakts ist ihr "besonders unverständlich, weshalb die Universität so unreflektiert auf ein reines Image-Programm aufspringt und sich zur Werbeträgerin eines Deckmäntelchens macht, welches die Bildungs-Wegsparpolitik von Bund und Land verstecken soll".
Die Entscheidung ist ohne Beteiligung wichtiger universitärer Gremien wie des Senats gefallen. "Wir befürchten, dass die Uni in einen Standortwettbewerb um Studierende und Gelder eintritt, der der Entwicklung der Uni nur schaden kann",sorgt sich Universitäts-Senator Patrick Voyé. "Dieses Programm macht uns abhängig von Wirtschaft, Stiftungen oder anderen potentiellen Mittelgeber_innen."
Auch die geförderten Studierenden seien keinesfalls in einer guten Lage, sondern abhängig. Zwar hätten sie die Möglichkeit, den Kontakt zur fördernden Stelle abzulehnen, doch könnte sie dann in der Folge die Mittelgabe einstellen.
"Bei Wechsel der Uni verlieren die Geförderten ihr Stipendium ohnehin", stellt Voyé fest. Bislang sei auch nicht klar, wie hoch die für die Verwaltung anfallenden Kosten sind und ob sie durch die Zuschüsse zur Mittelakquise gedeckt werden können. Offen bleibt seiner Aussage nach weiterhin etwa auch, wie Bewerbungs- und Auswahlverfahren gestaltet werden oder welche Daten der Stipendiaten an die Volksbank Mittelhessen und das BMBF weitergegeben werden.
pm: AStA Marburg
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