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Lauter Lügen


Johannes Becker sprach bei Anti-Atom-Demo

12.04.2011 (fjh)
"Wir werden nach Strich und Faden belogen", beschwerte sich PD Dr. Johannes M. Becker. Der Marburger Friedensforscher sprach am Montag (11. April) auf dem Marktplatz zum Abschluss des fünften Marburger Montagsspaziergangs für ein Abschalten aller Atomkraftwerke.
In einem langen Zug waren viele Hunderte Demonstrierender vom Elisabeth-Blochmann-Platz über die Weidenhäuser Brücke und den Rudolphsplatz hinauf in die Oberstadt gezogen. Unterstützt von rhythmischem Trommeln einer Sambagruppe und gelegentlich gerufenen Parolen trugen sie ihre Transparente durch die Barfüßerstraße zum Marktplatz.
Vornean ging eine größere Gruppe von Kindern, die sehr eifrig das alte Anti-Atom-Lied "Wehrt Euch, leistet Widerstand" sangen. Von der Universitätsstraße reichte ihr langer Atem bis zum Marktplatz hinauf.
Dort empfing Jochen Schäfer die Demonstrierenden mit einer kleinen Einlage auf seinem elektrischen Piano. In "A Music Piece for Japan" hat der blinde Marburger Elemente eines japanischen Volkslieds über die Kirschblüte mit Anleihen an ein Stück von Wolf Mahn über Tschernobyl und dem Pop-Klassiker "Hiroshima" von Wishful Thinking verquickt. Ebenso zusammengesetzt war auch seine Wortschöpfung für den Begleittext, in der er die politischen Entwicklungen in Baden-Württemberg mit dem Wort "Mappushima" charakterisierte.
Nicht weniger eindrucksvoll war auch Beckers Rede. Als Konfliktforscher seien ihm einige Parallelen zwischen dem Umgang von Medien und Politik mit der Atomenergie und ihren Rechtfertigungen für Kriege aufgefallen, berichtete er.
Schüfen die Politiker in Afghanistan oder Libyen Feindbilder, indem sie die drohende "humanitäre Katastrophe" an die Wand malten, so sei es bei der Energiepolitik die Behauptung gewesen, ohne Atomkraft gingen die Lichter aus.
Mit süffisantem Unterton mockierte sich Becker über das Argument, eine Abschaltung der Atomkraftwerke verteuere die Stromkosten und mache sie gerade für Sozial Schwache unbezahlbar. "Seit wann kümmern die sich denn um die Armen?", lautete seine rhetorische Frage.
Auch die Behautung, nach dem Abschalten der Atomkraftwerke müsse Deutschland Strom aus dem Ausland importieren, zog für ihn nicht. Hierzu verwies er auf die Rede des Physikers Prof. Dr. Hans Ackermann, der am Montag (4. April) ebenfalls auf dem Marktplatz die Leistungskraft erneuerbarer Energieträger ausführlich dargestellt hatte.
Unter tosendem Beifall der Anwesenden schlug Becker vor, die Beschäftigten der Energiekonzerne wie auch die Soldaten der Bundeswehr in ökologisch und sozial sinnvollen Projekten weiterzubeschäftigen. Wenn die Bundeswehr schon nach Afghanistan gehe, dann sollte sie dort die Minen wegräumen, die sie bislang dort gelegt habe.
Die "Freunde der Erde und der Menschheit" sollten nicht auf die Lügen hereinfallen, die ihnen in Zusammenhang mit der Atomkraft aufgetischt würden, warnte Becker. Insbesondere die japanische Bevölkerung erfahre nur scheibchenweise die brisante Wahrheit. Auch das geschehe erst, wenn sich die Fakten absolut nicht mehr verheimlichen ließen.
Zum Abschluss der Kundgebung erfuhren die Anwesenden wieder eine ganze Reihe von Terminen rund um den Kampf für eine Energiewende. Auch am Montag (18. April) wird das Anti-Atom-Plenum Marburg (AAM) wieder eine Demonstration veranstalten.
Am darauffolgenden Montag beteiligt es sich dann an einer der zwölf bundesweiten Demonstrationen vor Atom-Standorten. Von Marburg aus fahren am Ostermontag Busse ins südhessische Biblis, wo ein Sternmarsch mit einer abschließenden Umzingelung der beiden Atommeiler stattfinden soll.
Franz-Josef Hanke
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