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Antikes mit Aktualität


"Die Perser" und "Die Fliegen" feiern Premiere im Theater am Schwanhof

06.05.2008 (atn)
Antikes für die Aktualität bringt das Hessische Landestheater Marburg demnächst gleich zweifach auf die Bühne. "Die Perser" von Aischylos, in einer Bearbeitung von Durs Grünbein, feiert am Samstag (10. Mai) in einer Inszenierung von Manfred Gorr als erstes Premiere. Darauf folgte eine Woche später am Sonntag (18. Mai) Jean-Paul Sartres "Die Fliegen" in einer Inszenierung von Ekkehard Dennewitz.
Bei "Die Perser" handele es sich nicht um griechische Mythologie, sondern um ein Gegenwartsstück aus der damaligen Zeit, erklärte Gorr. Deswegen habe er bei der Bearbeitung dieses ältesten Stückes der überlieferten Dramensprache darauf geachtet, Bezüge zur aktuellen Gegenwart herzustellen. "Die Perser" ist Gorrs erste Tragödie, die er am Theater am Schwanhof inszeniert. Diesen "Brocken" ansprechend auf die Bühne zu bringen war da sicherlich eine Herausforderung.
Das Stück thematisiert politische Manipulation, Verleumdung, die Zukunft, Lüge und Wahrheit. Dass diese Themen wohl nie an Bedeutung verlieren und sich zu jeder Zeit in einer Gesellschaft thematisieren lassen, liegt auf der Hand. Gorrs Hauptanliegen war jedoch nicht die vordergründige Handlung, sondern eher das subtile Spiel der Akteure, mit dem das Publikum – nicht nur im Theater – von einer anderen Wirklichkeit überzeugt werden soll.
Aus ebenso antikem, aber genauso wenig antiquiertem Grundstoff ist Sartres "Die Fliegen" aus dem Jahr 1943. Zur Zeit seiner Entstehung galt es als das Résistance-Stück in Frankreich. Es sollte die Franzosen aus ihrer Opfer-Lethargie reißen und zum Handeln bewegen. Zentrale Aussagen kommen dabei sowohl von dem Philosophen als auch von dem Dramatiker Sartre: Der Mensch ist zu totaler Freiheit verurteilt, der Mensch ist ohne einen Gott und vor allem ist er zu selbstverantwortlichem Handeln verpflichtet.
Dramaturgin Annelene Scherbaum erklärte, Sartre setze sich in dem Stück mit dem immer wiederkehrenden Thema des Tyrannenmordes auseinander. Dennewitz fügte hinzu, dass ein wesentliches Thema– das Schuld-und-Sühne-Prinzip – auch heute noch als gültiges Abhängigkeitsprinzip gelten könne.
"Die Fliegen" spielen auch auf der Bühne eine dominante Rolle, indem sie permanent anwesend sind. Die Besucher werden in eine Arena geleitet, in der sie selbst zu Bürgern der Stadt Argos werden können. Außerdem entsteht ein enger Kontakt zu Jupiter, Orest und Elektra.
Für wen letztendlich bei den beiden Premieren die Antike oder die Aktualität im Theater lebendig wird, bleibt offen und soll offen bleiben. Beide Stücke sind eher darauf angelegt, Fragen aufzuwerfen als Antworten zu geben. Dabei richten sie sich beide auch gern an Jugendliche.
Restkarten sind jeweils nur an der Abendkasse erhältlich.
Anika Trebbin
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