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Gekonnt ermutigt


Präsentation einiger Resultate der 104 Workshops

02.04.2011 (jnl)
Das zweite Standbein des Festivals "KUSS kuck! schau! spiel!" sind die Workshops. In 104 Arbeitsgruppen unter Anleitung erfahrener Übungsleiter konnten Kinder und Jugendliche selber Theater-Praxis erwerben. Am Freitag (1. April) auf der "Bühne" des Hessischen Landestheaters Marburg präsentierten sieben Workshops ihr Ergebnis dem Publikum.
Theater-Scout Norbert Ebel und Paul Möllers vom Staatlichen Schulamt Marburg moderierten das bunte Programm mit Teilnehmergruppen aus der zweiten bis hin zur zwölften Klassenstufe. Die erste Aufführung war ein selbst erfundenes Märchenspiel mit im Schnitt siebenjährige Kindern aus der Erich-Kästner-Schule in Cappel.
Unvermeidlich spielte ein Mädchen die Prinzessin "Tausendschön", die entführt, befreit und geheiratet wird. Ihr Prinz-Darsteller war viel schüchterner als sie selbst, aber das störte die Kleinen nicht.
Unter den "bösen" Zwergen als Entführern war auch ein schwerstbehinderter Junge im Rollstuhl. Wegen spinaler Muskelentrophie konnte er nur per Computerhilfe überhaupt sprechen.
Trotzdem war Elias natürlich sehr stolz, mitmachen zu dürfen. Die Mutter zeichnete alles per Kamera auf.
Eine Dritte Klasse hatte mit Daniel Sempf aus dem Ensemble des Hessischen Landestheaters ein Hörspiel erstellt. Aufgeregt saßen die Grundschüler nichtsdestotrotz auf dem Bühnenboden und linsten ständig in den Zuschauerraum, während ihre Geschichte abgespielt wurde. Es war eine Komödie mit Verwechslung, Heiraten und sowieso ganz verrückten Lehrern.
Ähnlich war es mit einer Gruppe geistig Behinderter von der Daniel-Cederberg-Schule für praktisch Bildbare von den Neuhöfen. Auch sie waren offenkundig stolz, einmal im Mittelpunkt stehen zu dürfen. Zugleich schienen sie froh, nicht etwas vormachen zu müssen. Ein auf die Bühnenrückwand projezierter Film dokumentierte ihre Aktivitäten.
Eine Riesengruppe von 40 Schülern brachte ein Workshop der Richtsberg-Gesamtschule (RGS) auf die Bühne. Ein selbstgebautes Flugzeug, das mit den Füßen der fünf Schüler darin bewegt wurde, spielte eine wichtige Rolle.
Eine - ebenfalls zahlenmäßig große - Schülergruppe hatte bei dem Berliner Theatercoach Michael Teichmann gemeinsam mit Rapper Furious bewusstes Bewegen gelernt. Sie wirkte besonders hoch motiviert.
Überraschend ausdrucksstark war der einstudierte Bewegungsablauf einer von Olek Witt aus Berlin trainierten Dritten Klasse aus Wehrda. Die - nach dem Namen ihrer Lehrerin - "Rakow-Kids" genannte Gruppe bestand offenkundig aus erfahrenen Kindern, die wussten, worauf es ankommt. Die Anregungen der Lehrerin hatten über einen etwas längeren Zeitraum hinweg sehr sichtbar Resultate im körpersprachlichen Ausdrucksvermögen erbracht.
Als letzte erklommen vier Oberstufenschüler vom Gymnasium Philippinum die Bühne. Gemeinsam mit den beiden Trainerinnen Inga Berlin und Franziska Lüdtke vom Theater Gegenstand hatten sie eigentlich einen Workshop "Körper und Stimme" vorstellen sollen.
Da die Vier aber pragmatisch nach Ausdruckstraining für eine geplante Musical-Aufführung verlangt hatten, hatte man kurzerhand etwas umgestellt. Ihr Ausdruck übendes Lesen mit dem Textheft in der Hand zeigte die Klippen des Theaters auf.
Ein Schüler las arg in Pathos verfallend. Ein Mädchen war immer zu leise, so dass sie ermahnt wurde, man müsse immer bewusst laut genug für die hinterste Publikumsreihe sprechen.
Ein Fazit des Beobachteten lautet: Workshops geben wertvolle Anregungen; aber sie sind in der Regel viel zu kurz. Auch und gerade Kinder lernen durch Wiederholungen. Besonders bei den meisten jüngeren Kindern war auf der Bühne erst einmal wenig Nachhaltiges an Wirkungen zu erkennen.
Ganz sicher aber wird die Schwellenangst und Scheu gegenüber dem Theater durch solche eigenen Erfahrungen mit "Brettern,die die Welt bedeuten", erheblich verringert und ein Ermutigungsimpuls erzeugt.
Jürgen Neitzel
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