01.04.2011 (fjh)
Einen sensationellen Erfolg bei der Erforschung neuer Substanzen ist dem Wissenschaftlichen Zentrum für Materialwissenschaften geglückt. Mit Hilfe der Nanotechnologie hat dort eine Arbeitsgruppe um den Physiker Prof. Dr. Walter Abschalter eine Substanz entwickelt, die radioaktive Strahlung an ihrer Oberfläche bindet.
"Unser Iod S13 bindet nicht nur die gefährlichen Gamma-Strahler, sondern auch die meisten anderen Radionukleide", erklärte Abschalter. Lediglich das hoch giftige Plutonium kann seine neuartige Substanz nicht unschädlich machen.
"Wenn wir die wesentlichen Tests schnell durchführen können, können wir bereits im Herbst nennenswerte Mengen unseres Produkts nach Japan verschicken", hofft Abschalter. "Rund um den Unglücksreaktor von Fukushima könnte unser Jod S13 dann die Strahlung binden. Nach etwa acht Wochen müsste man die – dann veränderte und hoch radioaktive – Substanz entsorgen."
Angesichts dieser Entwicklung hofft Abschalter nun auch auf die Herstellung eines gleichartigen Katalysators für das tödliche Plutonium. Trotz hektischer Versuche ist seine Arbeitsgruppe hier aber noch keinen Schritt vorangekommen.
Auf dem Gebiet der Materialwissenschaften gilt die
Philipps-Universität als weltweit führend. Erst Ende März waren drei Marburger Materialwissenschaftler bei einem Ranking mit Spitzenpositionen bedacht worden.
"Die Nanotechnologie erlaubt uns die Herstellunghauchdünnern Beschichtungen mit außergewöhnlichen Wirkungen", erläuterte Abschalter. Doch während derartige Legierungen sich normalerweise durch eine besondere Härte oder Bruchfestigkeit auszeichnen, besitzt seine Jod-Beschichtung eine bislang unbekannte Absorbtions-Eigenschaft.
Das Positive sieht Abschalter darin, dass die Halbwertszeit seines Katalysators durch die Verwendung von Jod bei nur 80 Tagen liegt. Hoch radioaktive Verseuchungen könnten deswegen in wenigen Monaten reduziert werden.
Dank dieser Technologie hofft die Atomwirtschaft nun auf die Weiterführung ihrer Geschäfte. "Man hat mir großzügige Finanzierungsmöglichkeiten in Aussicht gestellt, damit wir mit Hochdruck an einem Uran-Katalysator arbeiten", berichtete Abschalter. Bisher hat er die Angebote der Atomwirtschaft allerdings noch nicht angenommen.
Franz-Josef Hanke
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