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Kein Technikbesessener


Anthony Dod Mantle im Interview

04.03.2011 (jnl)
Ein Technikfreak sei er gewiss nicht, wehrte der Träger des Marburger Kamerapreises 2011 lachend ab. In der Preisbegründung indes waren Anthony Dod Mantles technisch innovative Leistungen herausgestellt worden. Im Interview mit marburgnews erwies er sich am Donnerstag (3. März) als sensitive und menschenfreundliche Persönlichkeit.
Über den Innovationsgewinn der neuartigen Kamera The Red One, mit der er zwei Wallander-Krimi-Episoden sowie teils seinen letzten Kinofilm "Dredd" aufgenommen hat, zeigte er sowohl Pro- als auch Kontra-Argumente auf. Sie sei sehr gut in dunklen Szenerien und Extremen.
Technologisch sei sie während der letzten drei Jahre deutlich verbessert worden. Für normale Bedingungen aber liebe er durchaus die bewährten Arri-Kameras.
Nach einem halbjährigen Aufenthalt in Südafrika, wo er bis Februar mit den Vorbereitungen und Dreharbeiten für Dredd beschäftigt war, war Dod Mantle erst kürzlich in sein Haus nach Kopenhagen zurückgekommen. Seine Familie hatte er ständig dabei, um die langen Trennung zu vermeiden.
Den 3D-Modus, in dem der "Science Fiction Comic" von ihm verfilmt wurde, fand Dod Mantle enorm anstrengend. Er deutete an, dass der Drehbuchautor und Coproduzent Alex Garland die treibende Kraft bei diesem Dreh war. Regisseur Pete Travis sei nun mit der "postproduction" befasst.
Über das Verhalten des Regisseurs Lars von Trier zeigte sich Dod Mantle im Nachhinein ausgesprochen verletzt. Der Däne hatte ihm öffentlich vorgeworfen, er habe ihm bei "Antichrist" das Heft aus der Hand genommen und dadurch ein suboptimales Resultat erzielt. Enttäuscht ist der Kamerastar über den "selbstzerstörerischen" Zug an von Trier.
Enorm nachgefragt und fleißig war der Engländer Dod Mantle in den letzten Jahren. Der Psycho-Thriller "Antichrist" brachte dem Kameramann 2009 zahlreiche Auszeichnungen ein. 2010 folgte das Extremklettersport-Drama 127 Hours.
Für das am 3. März 2011 im Kino gestartete Historien-Abenteuer Der Adler der neunten Legion hat Dod Mantle einige Monate in Budapest sowie in Schottland gedreht. Auf die Frage nach den harten Lebensbedingungen seines Berufs meinte er lächelnd, da müsse man sich durchbeißen.
Welche Fehler sollten Berufseinsteiger der Filmbranche möglichst meiden? "Follow your instincts", empfahl der 55-jährige Profi. Gegenwärtig ändere sich so vieles, dass Ratschläge aus Erfahrungen der Vergangenheit fehlgingen.
Er selber habe tolle Eltern gehabt, aber dennoch nach dem College-Abschluss eine lange Zeit der Reisen und der Beschäftigung mit Fotografie gebraucht, um seinen Weg zu finden. Ein ganzes Jahr habe er damals in Indien zugebracht.
Mit diesem Land verbinde ihn seitdem viel. Der Welterfolg "Slumdog Millionär" sei deshalb nicht ganz zufällig, weil er eine tiefe spirituelle Verbindung dorthin spüre.
Seinen Oscar für die Kameraarbeit daran und die zahlreichen weiteren renommierten Auszeichnungen kamen dennoch unerwartet, sagte er. Den Marburger Kamerapreis sieht er vor allem deshalb sehr positiv, weil er "eine gewisse Tiefe" besitze.
Gemeint ist damit die Verankerung in der Gemeinschaft der Kameraleute und der Filmwissenschaftler. Auch den Bezug zu den Studenten strich er besonders heraus.
Dod Mantle verbindet vorwiegend schöne Erlebnisse mit Deutschland, wo er mehrfach drehte. Gießen fand er beim Durchfahren nicht sehr attraktiv, aber Marburg habe dieses "gewisse Etwas". Und er spüre den heraufziehenden Frühling und das mache ihn überaus gut gelaunt.
Jürgen Neitzel
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