30.04.2008 (fjh)
Gut zwei Stunden Zeit nahm sich die neue hessische Wissenschaftsministerin Silke Lautenschläger am Dienstag (29. April), um mit dem Präsidium der
Philipps-Universität, Vertreter nder Studierenden und der
Marburger Presse zu sprechen. Der Ort dafür, das Musizierhaus im Alten Botanischen Garten, war gut gewählt, um die Neubau-Planungen des angestrebten Campus Firmanei angemessen anzusprechen.
"Für mich stehen vor allem zwei Dinge im Vordergrund meiner Arbeit: zum einen HEUREKA, zum anderen LOEWE“, erklärte Lautenschläger.
Das hessische Landes-Hochschulbauprogramm HEUREKA sieht allein für Marburg 440 Millionen Euro vor, die sowohl in den Neu- und Ausbau des Campus
Lahnberge investiert werden, als vor allem auch in einen neuen Campus Firmanei für die Geistes- und Sozialwissenschaften und die zentrale Universitätsbibliothek am Alten Botanischen Garten.
Zusätzlich zu diesen Verbesserungen der räumlichen Arbeitsbedingungen an der Marburger Universität soll das landesweite LOEWE-Programm die Forschung fördern,
indem es für ausgewählte Forschungscluster erhebliche Sondermittel bereitstellt. Das Antragsverfahren läuft derzeit noch.
Die Philipps-Universität bewirbt sich hier unter anderem gemeinsam mit dem Marburger Max-Planck-Institut für terrestische Mikrobiologie mit einem Projekt zur Synthetischen Mikrobiologie.
"Unser heutiges Gespräch mit der Ministerin war sehr konstruktiv, so dass sich das Präsidium nun auf die weitere Zusammenarbeit mit Frau Lautenschläger freut", lobte Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus.
Studiengebühren waren nur am Rande ein Thema: Sie sei Realistin genug, um vorauszusehen, dass es wahrscheinlich zum Wintersemester 2008 keine Studienbeiträge in Hessen mehr geben werde, sagte Lautenschläger: "Aber glücklich bin ich darüber nicht.“
Schon jetzt hätten die Studiengebühren deutliche Fortschritte in der Lehr-Situation der Hochschulen erzielt, zeigte sich die Wissenschaftsministerin überzeugt.
Zu dieser Äußerung hat der
Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA) am Mittwoch (30. April) eine Presseerklärung herausgegeben. Die Universitäten und Fachhochschulen könnten dem Eingeständnis der Ministerin zufolge kein bedarfsdeckendes Lehr-Angebot garantieren.
Die Schuld dafür suche Lautenschläger aber nicht etwa bei der eigenen Partei und deren Kürzungen im Bildungs-Budget der letzten Jahre, sondern sie mache die Studierenden selbst für diese Situation verantwortlich. Mit der Abschaffung von Studiengebühren hätten sie das Lehr-Angebot der Hochschulen gefährdet.
"Dass Frau Lautenschläger davon ausgeht, dass sich die Situation an den Hochschulen durch das Ergebnis mehrjähriger Proteste für freie Bildung verschlechtert, spricht dem hochschul- und sozialpolitischen
Engagement vieler Studierender Hohn", empörte sich die AStA-Vorsitzende Julia Flechtner. "Studiengebühren sind bildungsfeindlich und wirken in hohem Maße sozial selektiv. Sie sind quasi der worst case einer verkorksten Bildungsfinanzierung. Dass sie nun nicht zur Verbesserung der Lehre, sondern zu deren Grundfinanzierung
herangezogen werden, entspricht haargenau unseren Befürchtungen."
Konkret behauptete Lautenschläger, ein gebührenfreies Studium bedeute zwangsweise eine drastische Anhebung der Numerus-Klausus-Beschränkung in den einzelnen Studienfächern. "Das sind für uns zwei falsche Alternativen", kommentierte AStA-Hochschulreferentin Josephine Bergmeier die Äußerung der Ministerin. Sie forderte "sinnvolle und umfassende Konzepte einer kontinuierlichen Bildungsfinanzierung, die den Bedürfnissen der Studierenden gerecht wird".
Als die AStA-Vertreter der Ministerin mit einer vermögenssteuer-basierten Finanzierung ein solches Beispiel nannten, habbe sie knallhart abgeblockt: Die Hochschule sei kein Ort für die Beschäftigung mit solchen Problemen. Die Studierenden sollten doch lieber überlegen, sich einer Partei anzuschließen.
Auch ein Lautenschlägerscher frischer Wind könne den "Muff unter den Talaren" der CDU-bildungspolitik nicht vertreiben, erklärte derAStA abschließend.
pm: Philipps-Universität Marburg
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