31.01.2011 (fjh)
Ein deutsches Novum weist das Archäologische Seminar der
Philipps-Universität seit dem Wintersemester 2010/2011 auf. Einmalig in Deutschland wird hier "Nautische Archäologie" gelehrt.
Diese Fachrichtung beschäftigt sich mit allen Aspekten der antiken und mittelalterlichen Seefahrt. Forschungsgegenstand sind insbesondere Schiffswracks.
Ihre Ausgrabung verlangt eine ganz eigene Methodik. Sie ist um ein Vielfaches aufwendiger als archäologische Grabungen an Land.
Mit dem Amerikaner Prof. Dr. Ralph K. Pedersen, der eine vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanzierte Gastdozentur inne hat, konnte die Marburger Universität einen der wenigen Spezialisten auf dem Gebiet der Unterwasser- und Schifffahrtsarchäologie gewinnen. "Nicht nur für die Klassische Archäologie, sondern für alle Fächer des Marburger Centrums Antike Welt hat Pedersens Forschungsgebiet eine hohe Relevanz“, erklärte Gastgeber Prof. Dr. Winfried Held.
Schließlich komme der Seefahrt im Mittelmeerraum große Bedeutung in der Erforschung der Verbreitung von Ideen über Handelswege in der Antike zu. Deshalb hofft Held auch, die nautische Archäologie dauerhaft in Marburg etablieren zu können.
Er freut sich über die seit kurzem deutlich ausgebauten Kontakte zur Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie. Im Juni 2011 wird es ein gemeinsames Symposium zur Seefahrt der Phönizier geben.
Pedersen, der am renommierten Institute of Nautical Archaeology (INA) der Texas A&M University promoviert worden ist, beschäftigt sich insbesondere mit der antiken Schifffahrt im östlichen Mittelmeer, dem Roten Meer und dem Persischen Golf. Er war unter anderem an der Ausgrabung des bronzezeitlichen Schiffswracks von Uluburun beteiligt, dessen aufsehenerregende Funde vor einigen Jahren in einer Ausstellung im Bergbaumuseum Bochum zu sehen waren. Weitere Unterwasserausgrabungen und -forschungen unternahm der 49-Jährige in Bahrain, Eritrea, Indien und Libanon.
An Marburg liebt er sowohl das wissenschaftliche Umfeld als auch das große Interesse der Studierenden. Derzeit bereitet Pedersen ein Forschungsprojekt zur Lahn vor: Mit Studierenden, die gerade tauchen lernen, werde man den Fluss besonders unterhalb der Weidenhäuser Brücke untersuchen, um nach alten Keramiken oder Ähnlichem zu suchen. Im Sommer darf ebenfalls eine kleine Gruppe von Marburgern mit ihm in den Libanon auf Forschungsexpedition gehen.
pm: Philipps-Universität Marburg
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