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Franz Kahle


Wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen

29.01.2011 (gac)
Dass Dr. Franz Kahle mit Leib und Seele Grüner ist, merkt man sofort. Gibt sich der 51- jährige Jurist zunächst ruhig und besonnen, so sprudelt es bei der Frage nach den Erneuerbaren Energien heute und in der Zukunft nur so aus ihm heraus. Mit knappen und zugleich präzisen Beschreibungen gelingt es ihm, selbst der größten Physik-Laie die Funktion und die Notwendigkeit der Regenerativen Energien zu verdeutlichen.
Der im nordrhein-westfälischen Rheda geborene Kahle kam im Zuge seines Philosophie- und Jura-Studiums in die Universitätsstadt Marburg. Zwischenzeitlich war er in einer Anwaltskanzlei in Frankfurt tätig, bevor er zum Richter berufen wurde und deswegen nach Marburg zurückkehrte.
Nachdem er vier Jahre lang als Stadtrat tätig war, wurde er 2005 zum Bürgermeister gewählt. Nun will er der erste grüne Oberbürgermeister Marburgs werden.
Neben Erneuerbaren Energien ist die Soziale Gerechtigkeit ein Kernanliegen von Kahles Arbeit. In diesem Zusammenhang verweist er auf die Erfolge aus seiner vergangenen Amtsperiode. Hier wurde so viel in Kinderbetreuung investiert, dass Unter- drei-jährige in Marburg hessenweit die besten Chancen auf einen Betreuungsplatz haben.
Auch in der Innenstadt-Gestaltung gebe es eine positive Entwicklung. Die besondere Herausforderung, die Stadt barrierefrei, im Sinne der Blinden und sonstig eingeschränkten Bürger zu gestalten, habe man gut gemeistert. Man sei aber nach wie vor bemüht, den individuellen Interessen der Betroffenen nachzukommen.
Ebenso habe sich die Situation für Fußgänger und Radfahrer verbessert. Dabei sei Marburg von seiner Topographie her eigentlich eine klassische Autostadt. Doch auch die Autofahrer hätten durch neue Parkmöglichkeiten - beispielsweise auf dem alten Brauerei-Gelände - profitiert. Die Fußgänger und Radfahrer können sich dafür über drei neue Brücken freuen, die das umweltfreundliche Verkehren in der Stadt vereinfachen sollen.
Besonders stolz ist Kahle natürlich auf den Ausbau der solaren Energien in den vergangenen Jahren. Durch neue Photovoltaik-Anlagen und Solarthermie kletterte Marburg in der Solar-Bundesliga zuletzt bis auf Platz 10. Bundesweit belegt die Stadt Marburg im Solar-Ranking von allen Städten nördlich des Mains sogar Platz 2.
Doch gerade im energiepolitischen Bereich seien in der Vergangenheit auch Fehler gemacht worden betont Kahle. So bedauert er, dass der Ausbau der Windenergie nicht vorangetrieben wurde, obwohl das zuvor mit der Koalitionspartei SPD ausgehandelt worden war.
"In der Windenergie steckt ein unglaubliches Potential, mit dem wir langfristig alle Haushalte mit Strom versorgen könnten", erklärt er.
Kritisch sieht Kahle ebenfalls den langsamen Ausbau der Wasserkraft sowie die Stagnation bei der Blockheizkraft-Technik. Hier habe auch die eigene Partei zu wenig Kraft in eine gezielte Förderung investiert.
Sollte Kahle ab Juni 2011 Marburgs Oberbürgermeister sein, will er an diesen Punkten anknüpfen. "Wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern müssen unser Potential für eine energetische Autonomie weiter ausbauen", sagt er.
Man müsse die Menschen davon überzeugen, dass man besonders in Zukunft massiv von dieser energetischen Unabhängigkeit profitiere. Marburg biete dafür gute Voraussetzungen.
"Ich werde das engagiert angehen", verspricht Kahle.
Auch das Thema Seilbahn wird weiter eine Rolle spielen. Erregten die Grünen mit ihrer Idee einer Seilbahn-Anbindung von der Innenstadt auf die Lahnberge auch die Gemüter in der Stadt, so hält Kahle weiterhin selbstbewusst daran fest.
"Ich bin überzeugt, dass die Lahnberge in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen werden", erklärt er. "Eine Prüfung, ob eine Seilbahn überhaupt möglich ist, wird auf jeden Fall angestrebt. Selbst wenn es später nicht darauf hinausläuft, sollte man sich eine solche Chance nicht entgehen lassen".
Das ihm das Thema dabei wirklich am Herzen liegt zeigen auch die vielen Bücher und Informationsbroschüren auf seinem Schreibtisch, mit denen sich der Bürgermeister zu Seilbahnsystemen in anderen Städten kundig macht.
Auch die soziale Gerechtigkeit will Kahle weiter fordern und fördern. In diesem Zusammenhang will er alle kommunalen Mittel ausschöpfen, um besonders in den Bereichen Arbeit und Bildung Chancengleichheit zu schaffen.
Obwohl der OB-Kandidat der Grünen von einer Koalition im Rathaus ausgeht und eigentlich auch nicht viel von Umfragen hält, verspricht er sich vielleicht doch die ein oder andere zusätzliche Wählerstimme angesichts der rasant wachsenden Beliebtheit seiner Partei. "Letztlich hoffe ich, dass wir die Bürgerinnen und Bürger durch unsere lokalpolitischen Themen überzeugen. Trotzdem wäre es schön, wenn wir auch Menschen, die sich sonst vielleicht weniger für Kommunalpolitik interessieren, über unsere nationale Parteilinie mitnehmen könnten".
Giulia Coda
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