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Henning Köster


Wir haben hier noch sehr viele soziale Probleme

29.01.2011 (gac)
Geboren 1949 in Olpe, ist Henning Köster mit 61 Jahren der Älteste der Marburger Oberbürgermeister-Kandidaten. 1970 kam der Bewerber der Linken zum Jura-Studium nach Marburg. Er blieb auch, als er später die Rechtswissenschaften gegen Politik und Französisch eintauschte.
Er lernte die Stadt kennen und lieben. Sie ist seit nunmehr über 40 Jahren seine Wahlheimat.
Seit einigen Jahren unterrichtet der frankophile Sauerländer an der Georg-Büchner-Schule in Stadtallendorf, was ihm nach eigener Aussage viel Freude bereitet. Als Sohn des CDU-Fraktionsvorsitzenden von Olpe bekam er politisches Interesse praktisch in die Wiege gelegt.
Früh setzte er sich bei Spendenaktionen für die Dritte Welt ein. Außerdem engagierte er sich in der Schülerzeitung gegen den Vietnam-Krieg.
Nach kurzer Mitgliedschaft bei der Jungen Union und bei der SPD orientierte er sich politisch immer weiter nach links. Er war und ist Mitglied in der Gewerkschaft und engagiert sich in verschiedenen gemeinnützigen Vereinen.
1995 trat er in die PDS ein. Von 1997 bis 2007 war er zehn Jahre lang als Stadtverordneter für Die Linke in Marburg aktiv.
"Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit dort", erzählt Köster. "Wir konnten über 40 Anträge durchbringen und haben einiges erreicht. An diese Arbeit möchte ich wieder anknüpfen und wieder konkret mitgestalten".
Besonders die Soziale Frage liegt Köster am Herzen. "So schön diese Stadt auch ist, wir haben hier noch sehr viele soziale Probleme," weiß der OB-Kandidat.
Ein Beispiel sei, dass viele Bewohner der Stadt von Hartz IV leben müssen. Obwohl die Kommunalpolitik daran keine Schuld trägt, bleiben es doch die Folgen der Entscheidungen auch der Marburger Regierungsparteien in Berlin.
Für Köster ist es besonders wichtig, Zwangsumzüge von Hartz-IV-Beziehern zu vermeiden und sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu schaffen. Damit hängt für ihn die Stärkung des Öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV) unmittelbar zusammen. Da besonders Menschen mit geringem Einkommen auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, stehe ihr Ausbau an vorderster Stelle.
In diesem Zusammenhang beklagt er, dass es in der vergangenen Amtsperiode keinerlei Veränderungen in der Verkehrspolitik gegeben habe. Im Gegenteil habe man stattdessen Parkhäuser aufwändig ausgestattet und somit den Individualverkehr erhöht, statt ihn zu reduzieren und damit auch Lärm- und Umweltbelastungen zu senken.
Zudem habe man durch die Senkung der Gewerbesteuer praktisch Geschenke an reiche Investoren verteilt, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen für die restlichen Bürger zu machen. Vor allem die Entwicklung des Nordviertels sieht Köster äußerst kritisch. In seinen Augen verwandele sich die Gegend um den Hauptbahnhof durch den Bau des Kongress- und Informationszentrums der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) in ein "Bonzenviertel". Besonders die Anwohner sowie die Menschen aus den umliegenden Stadtteilen wie dem Afföller und dem Waldtal hätten unter dieser Entwicklung zu leiden.
Dem amtierenden Oberbürgermeister wirft Köster vor, zu sehr Parteimensch zu sein und die überparteiliche Distanz nicht zu wahren, der es für ein solches Amt bedürfe. Gleichzeitig lobt er Vaupels freundlichen Umgang mit seinen Mitmenschen und die Zusammenarbeit der Religionen.
"Sollte ich Oberbürgermeister werden, würde ich als erstes eine ehrliche Bestandsaufnahme der sozialen Lage der Stadt machen", erklärt Köster. Durch genaue Statistiken, die Aufschluss über die Armut in der Stadt geben sollen, könnte ein konkreter Plan erstellt werden, an den man sich bei Überwindung des sozialen Grabens halten könne.
"Insgesamt brauchen wir mehr Planung in der Stadt", sagt Köster. Sinnvoll sei ein Gesamtplan, der alle Aspekte der Stadtentwicklung berücksichtige. So müsse es eine schärfere Kontrolle bei den Projekten der Großinvestoren wie der Familie Pohl geben, damit ähnliche Fehlentwicklungen, wie die im Bahnhofsviertel künftig vermieden würden.
Mit der Stärkung des ÖPNV werde im Falle von Kösters Sieg ebenfalls sofort begonnen. Durch entsprechende Veränderungen will der Linken-Kandidat die öffentlichen Verkehrsmittel attraktiver gestalten, um auf diese Weise insgesamt die Anzahl der ÖPNV-Nutzer zu erhöhen. Zudem würde er sich für ein Tempo-30-Limit in der Innenstadt stark machen.
Auch kulturell besteht in der Stadt für Köster Handlungsbedarf. Er vermisst ein Stadtmuseum, in dem sozialgeschichtliche Ereignisse Marburgs aufbereitet und ausgestellt werden.
Außerdem fehle es an kulturellen Angeboten in den Außenstadtteilen, was sich für eine große Gruppe von Mitbürgern nachteilig auswirke. Dabei sei gerade ihre Einbeziehung in die Gesellschaft besonders wichtig.
Ein ähnliches Problem sieht Köster bei den öffentlichen Einrichtungen wie Turnhallen oder dem Schwimmbad. Hier fehle es an notwendigen Erneuerungen und Investitionen, um die Attraktivität dieser Einrichtungen zu steigern.
Da besonders ärmere Menschen in den Sommermonaten diese Einrichtungen verstärkt frequentierten, trügen sie auch hier den größten Nachteil davon. Konkret schwebt Köster dabei der Bau von zusätzlichen Sporthallen auf Schulgeländen vor, sowie ein neues 50-Meter-Becken beim AquaMar.
Da er auch als Stadtverordneter kandidiert, ist ihm sein Einzug ins Rathaus fast schon gesichert. In welcher Position das geschieht, wird sich jedoch erst noch herausstellen müssen. Fest steht, dass Marburg unter Köster eine gerechtere Stadt werden soll.
Giulia Coda
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