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Neues Konzept


Bessere Versorgung von Schlaganfall-Patienten

22.01.2011 (gac)
"Ein Quantensprung in der Behandlung von Schlaganfall-Patienten" ist nach Einschätzung von Landrat Robert Fischbach ein neues Konzept des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Die neue Struktur der Behandlung stellte Fischbach am Freitag (21. Januar) gemeinsam mit Vertretern des Rettungsdienstes, des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM), des Fachbereichs Gefahrenabwehr sowie rettungsdienstlichen Leistungserbringern vor.
In der Vergangenheit habe es nur wenig effektive Behandlungsmöglichkeiten für Schlaganfall-Patienten gegeben, erklärte Fischbach. Doch neue Erkenntnisse sollen das in Zukunft ändern.
Im Falle eines Schlaganfalls muss die Behandlung umgehend beginnen. Sie setzt sich aus drei Komponenten - bestehend aus Rettungsdienst, Akutklinik und Rehabilitation - zusammen. Mit diesem neuen dreistufigen Konzept soll ein fließenderer Übergang der einzelnen Behandlungsstationen erreicht werden.
Als erstes ist dafür eine spezielle Schulung der Mitarbeiter des Rettungsdienstes Mittelhessen vorgesehen. Hier lernen die Helfer vor Ort die Lage besser einzuschätzen.
So sollen sie in Zukunft beispielsweise die Art des Schlaganfalls schneller feststellen können. Entsprechend können sie die erforderlichen Behandlungsmaßnahmen schneller und besser einleiten.
"Zur Zeit werden über 400 Mitarbeiter einheitlich ausgebildet, die sich anschließend noch einer Prüfung unterziehen müssen“, berichtete Heiko Hartmann vom Deutschen Roten Kreuz Mittelhessen.
Ist der Patient in der Klinik eingetroffen, setzt die zweite Stufe des neuen Konzeptes ein. Dafür wird er in einer sogenannten "Stroke-Unit" untersucht. Die Station ist speziell auf Schlaganfall-Patienten ausgerichtet. Die Versorgung kann hier zielgerichteter vorbereitet und durchgeführt werden.
"Mit dem Umzug der Neurologie auf die Lahnberge werden uns hier zukünftig 14 Betten zur Verfügung stehen", berichtete Prof. Dr. Wolfgang H. Oertel. Er ist Direktor der Klinik für Neurologie der Philipps-Universität.
Das kurze Zeitfenster, in dem dieser Prozess ablaufen muss, erfordert eine gute Kooperation der verschiedenen Kliniken. Das neue Konzept sieht eine Verbesserung dieser Zusammenarbeit vor.
Dadurch erleichtert es die Suche der zuständigen Rettungsleitstelle nach einer geeigneten Klinik. So können die erforderlichen Behandlungsmaßnahmen noch vor dem Eintreffen des Patienten eingeleitet werden.
Über 150.000 Menschen erleiden jährlich einen Schlaganfall. Aufgrund des demographischen Wandels wird diese Zahl in Zukunft wohl rasant ansteigen. Da oftmals viele Folgeschäden zurückbleiben und nur ein kleines Zeitfenster gegeben ist, um sie abzuwenden, ist die frühzeitige Erkennung wichtig. Ein Blutgerinnsel im Gehirn bleibt ohne nachhaltige Folgen, wenn die richtigen Medikamente innerhalb von vier Stunden nach Eintritt des Ereignisses eingenommen werden.
An dieser Stelle wollen die Verantwortlichen mit ihrer Arbeit anknüpfen. Die Bevölkerung müsse vermehrt über die Krankheit informiert werden, damit ein Schlaganfall frühzeitig erkannt und behandelt werden kann.
"Wir werden Angehörige und Hausärzte in Zukunft verstärkt auf mögliche Symptome hinweisen“, kündigte Maik Klein an. Er leitet die Rettungsleitstelle des Landkreises. "Letztendlich ist es der frühe Notruf, wofür wir werben".
Lähmungen der Gesichtsmuskulatur wie beispielsweise hängende Mundwinkel oder Augenlider, verwaschene Sprache oder Lähmungen einer Körperhälfte sind Anzeichen für einen Schlaganfall. In solchen Fällen sollten Betroffene oder Angehörige umgehend den Rettungsdienst verständigen. Die Verantwortlichen erklärten nachdrücklich, man sollte lieber einmal zuviel den Arzt informieren als zuwenig. Nur so könne man die Schlaganfall-Rate langfristig verringern.
Giulia Coda
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