19.01.2011 (fjh)
Technische Perfektion erlebte das Publikum am Dienstag (18. Januar) in der Stadthalle. Auf Einladung des
Marburger Konzertvereins gastierte dort das Trio Bamberg.
Geradezu mit Donnergrollen überfielen Robert Benz am Klavier, Jewgeni Schuk mit der Violine und Alexander Hülshoff mit seinem Cello das erwartungshungrige Publikum. In seiner Komposition "Fourteen Little Pictures" bewies James MacMillan sowohl lautmalerisches als auch dramaturgisches Talent.
Zwar war das 1997 entstandene Stück durchaus modern und nicht unbedingt sehr melodisch aufgebaut, doch wirkte es insgesamt rund und anregend.
Man hätte sich Macmillans Komposition durchaus in einem Gruselfilm mit Klaus Kinski vorstellen können. Dumpfes Donnergrollen vom Klavier, katzengleiches Gejammer des Cellos und das Heulen des Winds mit Hilfe der Violine erzeugten eine Spannung, die durch abrupte Abbrüche und unerwartete Übergänge noch gesteigert wurde.
Tatsächlich hatte der 1959 geborene Komponist seine spiritistischen Phantasien in dieses Werk hineingeschrieben. Von den drei Musikern erforderte dieses Werk Geistesgegenwart und große Virtuosität.
Wenn die Violine ihren Klang immer weiter in die Höhe schraubte und dann bei einer geringfügigen weiteren Modulation minutenlang stehen ließ, dann konnte man Schuk für sein Spiel nur bewundern. Mit ebenso großer Hingabe setzte Benz mit dem Klavier durch zwölf dumpfe Schläge der Turmuhrbravourös den Schlusspunkt.
Begeisterter Applaus und vereinzeltes Fußgetrampel bewiesen die Bereitschaft großer Teile des Publikums, dieser Aufführung zu folgen. Die enormen Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Macmillans Komposition hatte das Trio grandios gemeistert.
Auch beim anschließenden Klaviertrio in B–Dur von Ludwig van Beethoven spielte das Trio Bamberg technisch perfekt. Allerdings sprang der Funke der Inspiration hier nur bei Benz völlig Über. Ansonsten wirkte die Darbietung des "Erzherzogstrios“ Opus 97 etwas angestrengt und verkopft.
Nach der Pause begeisterten die drei Musiker dann mit dem Klaviertrio Nummer 1 in H–Dur von Johannes Brahms. Bei seinem Opus 8 Bewiesen sie nicht nur ihre Virtuosität im Spiel, sondern auch ihr Einfühlungsvermögen. Mal zart und weich, dann wieder rhythmisch und heiter entführten sie das Publikum durch diese Komposition.
Besonders Benz am Flügel war der ruhende Pol des Trios. Seinem Einfühlungsvermögen stand vor allem bei seinem Kollegen Schuk an der Violine vorwiegend ausgefeilte Spieltechnik gegenüber.
Insgesamt haben die drei Musiker an diesem Abend aber durchaus überzeugt. Zu Recht erhielten sie langanhaltenden Applaus, einige begeisterte Pfiffe und Fußgetrampel.
Daraufhin präsentierten sie als Zugabe den zweiten Satz des Violintrios von Robert Schumann. Auch hier liefen sie wieder zu der Form auf, die sie zu Beginn und nach der Pause bereits vorgelegt hatten.
Trotz des gewohnt hohen Niveaus konnte der Konzertverein leider auch diesmal nicht alle Plätze in der Stadthalle verkaufen. Seine Sorge um schwindende Zuschauerzahlen ist umso betrüblicher, als er den Marburgern und ihren Nachbarn ein ausgefeiltes Programm mit herausragenden Musikern anbietet. Deshalb bleibt nur zu hoffen, dass die nächsten Konzerte vollkommen ausverkauft sein werden.
Franz-Josef Hanke
Text 5096 groß anzeigenwww.marburgnews.de