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Alkoholverbot im Visier


Oberbürgermeister diskutierte mit Jugendlichen

28.04.2008 (nur)
"Hört auf, eure Kinder zu erziehen. Die tun sowieso das, was sie sehen." Mit diesem Zitat von Karl Valentin eröffnete Oberbürgermeister Egon Vaupel am Montag (28. April) im Historischen Saal des Rathauses eine fast zweistündige Diskussion zum Thema "Alkoholverbot".
Der Einladung gefolgt waren 40 Schüler und Vertrauenslehrer der Elisabethschule, der Emil-von-Behring-Schule, der Friedrich-Ebert-Schule, der Martin-Luther-Schule, der Richtsberg-Gesamtschule, der Theodor-Heuss-Schule, des Gymnasiums Philippinum und der Kaufmännischen Schulen. Bevor die Jugendlichen ihre Meinung äußerten, zog Oberbürgermeister Vaupel Bilanz des seit Dezember 2007 bestehenden Alkoholverbots am Elisabeth-Blochmann-Platz.
"Das Alkoholverbot hat dazu geführt, dass die alkoholbedingten Straftaten von Jugendlichen erheblich zurückgegangen sind", fasste der Oberbürgermeister zusammen. Dennoch läuft das vom Magistrat beschlossene Verbot am Mittwoch (30. April) aus.
"Was also würdet ihr als Oberbürgermeister machen, wenn es im Sommer ähnliche Probleme in der Stadt gibt?", wollte Vaupel von den Jugendlichen wissen. Die Vorschläge reichten von einem weiteren Alkoholverbot bis hin zu verstärkten Kontrollen in den Problemgebieten.
Zu den Problemgebieten der Stadt Marburg gehört nicht nur der Elisabeth-Blochmann-Platz, sondern auch das Lahnufer. Keinesfalls dürfe man die Probleme aber auf Jugendliche vom Richtsberg oder aus dem Waldtal reduzieren, betonte Vaupel. Vielmehr sei der exzessive Alkoholkonsum von Minderjährigen ein gesellschaftliches Problem, das alle betreffe.
"Maßloser Alkoholkonsum ist oftmals ein Hilfeschrei", meinte der Oberbürgermeister. Tatsächlich bestätigten die Jugendlichen, dass der Druck von Seiten der Eltern und der Schule durch die Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) größer geworden sei.
"Viele trinken, um den Stress zu vergessen", meldete sich eine Schülerin zu Wort. Dass das keine Lösung ist, beweist das Sucht-Präventions-Programm der Elisabethschule: Unter dem Motto "Kreativ gegen Sucht" klären sogenannte "Peers" ihre Mitschüler über den maßvollen Umgang mit Alkohol auf.
Die Aufklärung unter Gleichaltrigen werde von den Unterstufenschülern eher angenommen als Belehrungen von Eltern und Lehrern, bekräftigte eine Teilnehmerin des Programms.
"Ausdrückliche Verbote reizen die Jugendlichen nur, das Verbotene erst Recht auszuprobieren", fuhr dieselbe Schülerin fort und sprach sich damit gegen ein weiteres Alkoholverbot aus.
Auch an der Martin-Luther-Schule (MLS) versucht man, die Minderjährigen anzusprechen. So findet einmal im Jahr eine Disco für die 12- bis 14-jährigen Schüler statt.
"Wir nennen diese Veranstaltung bewusst Unterstufen-Party", erklärte die Schülersprecherin der MLS. So sollen sich die Minderjährigen erwachsener fühlen.
Tatsächlich sprachen sich auch Jugendliche von anderen Schulen für ein attraktiveres Freizeitprogramm aus. Für viele sei "Trinken der einzige Sport", lautete die einhellige Meinung.
Zum Schluss kündigte Oberbürgermeister Vaupel an, eine sogenannte Mitternachts-Sport-Veranstaltung im Georg-Gassmann-Stadion einzuführen. Nach seinen Überlegungen sollen Jugendliche jeden Freitag von 22 bis 24 Uhr unter Anleitung Sport treiben statt betrunken auf der Straße herumzuhängen.
Dennoch will sich der Oberbürgermeister gegebenenfalls ein weiteres Alkoholverbot vorbehalten: "Alle Jugendlichen wissen, dass das Alkoholverbot bis Ende April befristet ist. Ich hoffe nur, dass sie auch wissen, dass ich wieder reagieren werde, wenn vermehrt alkoholbedingte Straftaten auftreten."
Nora Reim
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