14.01.2011 (gac)
"Die wichtigste Botschaft am heutigen Nachmittag ist, dass die regionale Zusammenarbeit gut funktioniert", sagte Egon Vaupel. "Die interkommunalen Beziehungen bauen auf ein immer festeres Fundament."
Dabei machte er eine Handbewegung in Richtung des Lahntaler Bürgermeisters Manfred Appell und des Cölber Bürgermeisters Volker Carle, die mit dem Marburger Oberbürgermeister an einem gemeinsamen Tisch saßen. Am Donnerstag (13. Januar) informierten Bürgermeister Dr. Franz Kahle, Appell, Carle und Vaupel zusammen mit den Stadtwerke-Geschäftsführern Norbert Schüren und Dipl.-Ing. Rainer Kühne über die interkommunale Zusammenarbeit des städtischen Unternehmens mit den Gemeinden im Umland.
Da in 19 Kommunen im
Landkreis Marburg-Biedenkopf zum Jahresende 2011 die Konzessionsverträge mit der E.ON Mitte AG auslaufen, kann die Stromversorgung neu vergeben werden. Die Gemeinden Lahntal, Cölbe, Wohratal und Münchhausen haben sich entschieden, in Zukunft mit den
Stadtwerken Marburg (SWM) zu kooperieren.
"Natürlich war dies ein sehr kraftaufwendiger Prozess und teilweise auch eine große Belastung“, erklärte Appell. "Letztendlich geht unsere Kommune aber als Gewinner aus der Entscheidung hervor."
Durch die Vergabe der Stromkonzession an die Marburger Stadtwerke bleibt investiertes Geld in der Region erhalten. Davon sollen alle Bürger langfristig durch eine unabhängige und erstarkte Wirtschaft profitieren.
"Es ist eine Chance, regional in der Zukunft fachlich besser aufgestellt zu sein", betonte Appell. Sein Cölber Kollege verwies auf den demografischen Wandel. Dadurch, dass gewinnbringende Wirtschaftszweige in der Region blieben, könne man auch für nachfolgende Generationen die technische Infrastruktur bezahlbar halten.
Um eine Plattform für die "Rekommunalisierung" der Stromnetze zu schaffen, gründeten die Stadtwerke 2010 die Tochtergesellschaft "Energie Marburg- Biedenkopf GmbH". Doch auch schon in den Vorjahren war das Unternehmen in verschiedenen Gemeinden aktiv. So realisierte es in Lahntal Breitband-Internetanbindungen per Wireless-DSL oder verlegte Glasfasern in einem Neubaugebiet in Caldern.
Auch die Stadtwerke ziehen einen großen Vorteil aus dieser neuen Form der Zusammenarbeit. "Wir befinden uns auf dem Weg zum Regionalversorger", erklärte Schüren. "Und wenn wir weiter wachsen wollen, müssen wir die umliegenden Kommunen in unsere Arbeit miteinbeziehen. Wir wollen das, was wir leisten können, auf eine noch größere Fläche übertragen."
Das Ziel, größter Stromdienstleister der Region zu werden, hat auch Kühne klar vor Augen. 25 Prozent des Landkreises werden bereits von den Stadtwerken mit Strom versorgt.
Diese Zahl soll sich in Zukunft noch einmal verdoppeln. So versprechen sich die Stadtwerke für 2011 weitere Entscheidungen umliegender Gemeinden zu ihren Gunsten.
Insgesamt haben sich die Umsätze des Unternehmens in den letzten zehn Jahren von 118 Millionen Mark auf 117 Millionen Euro gesteigert. Dadurch entstanden auch über 200 neue Arbeitsplätze. Durch die intensivierte Kooperation mit den Kommunen und das dadurch neu erschlossene Arbeitsfeld sollen es noch mehr werden.
Kahle bewertete die Zusammenarbeit mit den Gemeinden auch unter dem Aspekt des Umweltschutzes als positive Entwicklung. Energie regional zu erzeugen, sei ein wichtiger Punkt für die Zukunft, sagte er.
Man befinde sich bei der Stärkung der regionalen Energiegewinnung in einer Art "Retroprozess“ im Vergleich zu vorherigen Jahrzehnten. Zugleich könne man neue regionale Chancen nutzen und den Ausbau der Windkraft weiter vorantreiben.
Abschließend wurde festgehalten, dass es auch weiterhin einer intensiven Zusammenarbeit der Gemeinden bedürfe. Dafür sei es notwendig, sich bei Entscheidungen auch mal über Gemeindegrenzen hinwegzusetzen, damit sie sich langfristig für alle Menschen in der Region positiv auswirken.
Giulia Coda
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