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38. Poetry Slam im KFZ

15.12.2010 (gac)
Mit guten Worten fängt man bekanntlich Leute. Auch beim 38. Poetry Slam am Dienstag (14. Dezember) sollte sich dieses Sprichwort bewahrheiten.
Der Kulturladen KFZ war bis auf den letzten Platz besetzt mit jungen Menschen, die neugierig darauf warteten, was die Nachwuchs-Poeten ihnen präsentieren. Der Dichterwettstreit gibt außer der Dauer keinerlei Richtlinien vor.
Die Slamer können ihrer Kreativität freien lauf lassen und ihr Werk - sei es gesungen, gereimt oder ein Prosatext - auf ihre bevorzugte Art und Weise vortragen. Dabei bewiesen die neun Slam-Kandidaten auch ihr Bühnentalent. Von lautem Gelächter bis zu bewegender Stille riefen sie mit ihren Texten und deren Interpretation die unterschiedlichsten Stimmungen beim Publikum hervor.
Für bewegende Momente sorgten vor allem Moritz Neumeier und Bleu Broode. Neumeier präsentierte mit "Zweifel und dann ein Dank dafür" einen sehr bewegenden Text über den Zweifel, der ihn an vielen Stellen des Lebens aus seiner vorgegebenen Bahn reißt und ihn wie "ein Frachter ohne Hafen ins Verderben schlendern" lasse. Bereits in der ersten Runde belohnte die Publikumsjury den späteren Gewinner des Abends für diese Darbietung.
Der zweitplatzierte Broode trug ein Gedicht vor, das seiner kleinen Schwester gewidmet ist. "Ich war da, während du schliefest" sagte der gebürtige Bremer.
Doch während sie wach war, war er es viel zu selten. Beschäftigt war er mit Karriere, Partys und anderen Oberflächlichkeiten, wie er sich am Ende des Textes eingestehen musste.
Auch die Baseler Neuentdeckung Lisa Christ regte als einzige Kandidatin des Abends mit ihrem Gedicht "Generation Hirntot" zum Nachdenken an. Sie hatte ihren Text auf der Rückkehr von einem Elektrofestival verfasst. In diesem Text bringt sie ihren Wunsch zum Ausdruck, der lauten Musik, den Drogen und dem Alkohol zu entkommen, um sich an der reinen Luft und in vollkommener Stille mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Trotz einfühlsamer nachdenklicher Texte gingen Björn Dumme und der Marburger Benedikt Hagemann neben ihren Wettstreit-Konkurrenten etwas unter. Der Sprung zwischen Komik und Tragik gelang Edward Elch, der zum ersten Mal auf der Bühne stand. In seinem Text thematisierte er die Liebe zwischen einer Eiche und einer Buche. Das Publikum brach bei der Beschreibung der Annäherungsversuche der beiden Bäume in schallendes Gelächter aus. Letztlich musste die Geschichte ein tragisches Ende nehmen, als die Buche im Frühjahr gefällt wird.
Für gute Stimmung sorgten die Beiträge der weiteren Slamer. So präsentierte der aus Wien angereiste Marcus Köhler einen Nachruf auf die Fernsehserie "XY-Ungelöst" mit Eduard Zimmermann.
Peter Janicki trug eine fiktive Geschichte über seinen Beitritt in eine Terrororganisation vor. Der spätere drittplatzierte Martin Sieper wusste mal wieder Lustiges von seinem ehemaligen WG-Mitbewohner "Thomas" zu berichten.
Die außerordentliche Stimmung war nicht zuletzt den beiden Moderatoren Lars Ruppel und Bo Wimmer zu verdanken, die mit ihrer lockeren und unkomplizierten Art vielen ein Dauergrinsen ins Gesicht zauberten. DJ Christian Schönholz leistete einen musikalischen Beitrag mit ausgewählten Elektrobeats.
Sogar Besuch von der anderen Seite des Atlantik war ins KFZ gekommen. Der als "Superstar des amerikanischen Slams" angekündigte Jon Sand ermöglichte den Besuchern einen Einblick in den englischsprachigen Poetry Slam.
Der vielseitige Abend offenbarte neue Talente. Dabei waren die vorgetragenen Beiträge sehr unterhaltsam.
Giulia Coda
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