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Was für ein Theater


Premiere von "Die schmutzigen Hände"

12.12.2010 (gac)
Mit viel Applaus wurden Regisseur André Rößler, Bühnenbildnerin Simone Steinhorst sowie alle Schauspieler für ihre Leistung belohnt. Das Theaterstück "Die schmutzigen Hände" feierte am Samstag (11. Dezember) Premiere im Hessischen Landestheater.
Mit der Inszenierung des Werks des französischen Existenzialisten Jean Paul Sartre hatte sich Rößler eine große Aufgabe erwählt. So galt es, als Kernelemente des Stücks die Frage zu vermitteln nach der Verantwortlichkeit des Einzelnen, sich in gesellschaftliche Prozesse einzumischen und den Konflikt zwischen den eigenen Idealen und der realen Lage zu bewältigen.
"Die schmutzigen Hände“ erzählt die Geschichte des jungen Intellektuellen Hugo, der sich aus Überzeugung einer revolutionären Partei anschließt. Als es innerhalb der Partei zum Bruch kommt, erklärt sich Hugo bereit, den hohen Funktionär Hoederer zu ermorden.
In Hugos Augen hat er seine Genossen durch die Kooperation mit den Regierungsparteien verraten. Im Laufe des Stücks wird Hugo jedoch von seinem Opfer immer mehr eingenommen.
Innerlich zerrissen, verschiebt er den Zeitpunkt der Tat mehrfach. Nur aus Motiven der Eifersucht gelingt es ihm letztlich, den Mord zu vollstrecken.
Die erhoffte Anerkennung von seinen Parteigenossen ist Hugo trotzdem nicht vergönnt. Nach Jahren im Gefängnis hat sich die Parteilinie geändert und Hugo wird letztlich selbst zum Opfer.
Hugos innerer Kampf und seine Entwicklung bis zur Vollstreckung der Tat sind der Schwerpunkt in Rößlers Inszenierung. Um die Thematik besser an den Zuschauer heranzutragen, brachen Rößler und Steinhorst die Distanz zwischen Bühne und Zuschauerraum auf. Indem die Schauspieler im Zuschauerraum agierten, wurde er selbst zur Bühne. Geschickt kletterten sie auf den Stuhllehnen über das Publikum hinweg, versteckten sich unter den Bänken oder nahmen selbst neben einem Zuschauer Platz.
Ebenfalls eindrucksvoll war die große Spiegelfläche, die den Bühnenraum abdeckte. Auf ihr konnte das Publikum die Handlung auch im hinteren Zuschauerraum verfolgen. Gleichzeitig wurde es zum Teil des Stücks, da es sich so auf die Bühne projiziert wiederfand.
Immer wieder wendeten sich Hugo, Hoederer, Olga und Jessica an das Publikum, was für den einen oder anderen einen gewissen Nervenkitzel bedeutete. Mit bohrenden Fragen und konkreten Aufforderungen wurde der Zuschauer in das Stück involviert. Erst nach und nach entpuppten sich unauffällig gekleidete Theatergäste als Schauspieler.
Die Anspannung des Zuschauers, selbst miteinbezogen zu werden, hielt fast bis zuletzt an. Gut erkennbar waren lediglich die Hauptdarsteller, die sich mit grellgrünen Sportanzügen von der Masse abhoben.
Durch einheitliche Kleidung wurde ihre Parteizugehörigkeit deutlich. Tatsächlich steht jedoch jeder in einer völlig unterschiedlichen Haltung zu ihr.
Eine beeindruckende Leistung erbrachten die vier jungen Hauptdarsteller. Besonders Sven Mattke als Hugo und Annette Müller als seine Frau Jessica glänzten in ihren Rollen. Durch ihre frische und überzeugende Darstellung hielten sie das Publikum bis zuletzt in Atem.
Vor allem Mattke gelang es, Hugos inneren Konflikt zwischen Idealen und Wirklichkeit authentisch zu vermitteln. "Die schmutzigen Hände" ist für diejenigen, die Lust auf junges, modernes Theater der etwas anderen Art haben, definitiv Pflichtprogramm.
Giulia Coda
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