08.12.2010 (jnl)
Als Paukenschlag zum Auftakt des Kommunalwahlkampfs lud die FDP einen ihrer wenigen Hoffnungsträger auf Bundesebene nach Marburg ein. Am Dienstag (7. Dezember) stellte sich Generalsekretär Christian Lindner im
Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) seinen mittelhessischen Parteifreunden.
Durch die von Schnee und Eis bestimmte Witterung traf der Gaststar der Podiumsdiskussion erst eine halbe Stunde verspätet ein. Die rund 80 Besucher der Veranstaltung mussten also viel Geduld zeigen.
Als medienerfahrener Profi redete Lindner gerne und viel über die aus seiner Sicht hoch erfolgreiche schwarz-gelbe Bundesregierung. Es müsse nur besser gelingen, diese politischen Erfolge zu kommunizieren.
Zugleich räumte Lindner offensiv ein, dass die Affäre um den Büroleiter des Parteivorsitzenden Guido Westerwelle der Partei schlechte Schlagzeilen beschere.
"Liberalismus ist nichts für Leute mit schwachen Nerven", verkündete der 31-jährige Politiker aus Wuppertal.
Aus dem parteinahen Publikum kam sehr viel Kritik am Erscheinungsbild der FDP. Den kommunalen Wahlkämpfern blase derzeit der Wind aus Berlin stürmisch ins Gesicht, monierte etwa der Gießener Kreisvorsitzende Andreas Becker.
Der Marburger Parteivorsitzende und Spitzenkandidat Jörg Behlen verglich Westerwelle mit Kaiser Wilhelm II., der eine ähnlich fatale Figur gemacht habe. Auch weitere Personen aus dem Publikum forderten personelle Wechsel an der Spitze der Bundespartei, um wieder in ruhigere Fahrwasser zu gelangen.
Der neben dem sportlichen Lindner auf dem Podium sitzende Helmut Greilich zeigte lange Zeit ein eher finsteres Gesicht. Aktive Menschen mögen es oft nicht, wenn sie im Schatten von jemandem Anderem stehen. Erst zum Ende der Veranstaltung gegen 21:30 Uhr hielt der Bezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete - wie im Programm vorgesehen - selber noch eine Rede.
Der große TTZ-Saal war trotz eines Spitzen-Prominenten nur halb voll. Das konnte die Veranstalter nicht zufrieden stellen. Den aus ganz Mittelhessen angereisten Parteimitgliedern schien es hingegen Freude gemacht zu haben, der Bundesspitze mal die Meinung sagen zu dürfen.
Jürgen Neitzel
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