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Berliner Einblicke


Simone Solgas humovolle Kulissenshow in Merkels Welt

02.12.2010 (mhe)
Wie es "Bei Merkels unterm Sofa“ aussieht, sollte das Publikum im Rahmen des Marburger Kabarettherbsts am Mittwoch (1. Dezember) erfahren. Simone Solga war als "Kanzlervorauskommando“ in den bis auf den letzten Platz ausverkauften Kulturladen KFZ gekommen, um die Zuschauerinnen und Zuschauer auf einen in der nächsten Woche angeblich geplanten Besuch von Angela Merkel in Marburg vorzubereiten.
Als nahe Vertraute der Bundeskanzlerin plauderte sie zu diesem Zweck zweieinhalb Stunden lang aus dem Nähkästchen. "Ich bin bei Angela Merkel das Mädchen für Alles. Sie ist die Hardware und ich die Software!“
Richtig sei, dass Beate Baumann die rechte Hand von Merkel sei: "Aber ich bin der ganze Rest.“
Als selbsternannte Gedächtnisstütze leihe Solga der ersten Frau im deutschen Staat ihre Stimme. Bei einem Treffen mit Frankreichs Staatspräsidentem Nicolas Sarkozy habe sich dieser lüstern über die tiefen Einblicke in Merkels Abendkleid-Dekollté ereifert.
Um die Situation einigermaßen zu retten, sei die Übersetzung dann sehr diplomatisch ausgefallen: "Liebe Angela, finden Sie den Niedergang der europäischen Textilindustrie nicht auch sehr bedenklich?“
Nicht selten sei sie Merkels Schulter, wenn diese aus lauter beruflichem Streß wieder einmal ihre Tasche im Dienstauto liegen gelassen hat. Geheimnisvoll kramte die gebürtige Thüringerin daraufhin in einer weißen Plastiktüte und präsentierte mit bissigem Kommentar eine - an den oberen Ecken abgerundete - altbackene Damenhandtasche: "Schwarz wie die Gesinnung und mit hängenden Mundwinkeln!“
Auch hielt Solga ihre persönliche Meinung im Hinblick auf ihre Chefin sowie ihre politischen Mitstreiterinnen und Mitstreiter nicht zurück. Stark beeindruckt habe sie die mit 90,4 Prozent eindeutige Wiederwahl von Merkel als Vorsitzende beim kürzlich abgehaltenen CDU-Parteitag. "Sie erhielt fast 12 Minuten lang Beifall und war darüber selbst so überrascht, dass sie sich umschaute, ob Karl-Theodor zu Guttenberg nicht hinter ihr stünde.“
Hessens neuer Ministerpräsident Volker Bouffier böte für Thilo Sarrazin einen guten Anlass, sein Buch um ein weiteres Kapitel zu erweitern: "Erstaunlich, dass die Ministerpräsidenten ihren Nachfolgern mittlerweile zu 70 bis 80 Prozent immer ähnlicher werden!“
Die Aussage Ursula von der Leyens, dass Eltern sich nicht mehr vor ihren Kindern betrinken sollten, rief bei Solga Kopfschütteln hervor: "Ja dann müssen sie eben wohl in Zukunft warten, bis ihre Kinder fertig sind!“
Ein sehr putziger Zeitgenosse sei im Übrigen Bundespräsident Christian Wulff. Bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse habe man ihn gefragt, was denn sein Lieblingsbuch sei: "Seine Antwort war nicht etwa die Bibel, sondern Der kleine Prinz!“
Merkel ließ es sich daraufhin nicht nehmen, ihm ihr Lieblingsbuch zu schenken: "Die kleine Raupe Nimmersatt.“
Im Laufe des gesamten Abends wagte sich die wortgewandte Kabarettistin aber auch immer wieder unter Merkels Sofa hervor. So wunderte sie sich nicht nur über den Fußball-Bundestrainer Jogi Löw, der auf die Frage, was er von Doping im Fußball halte, antwortete: "So ein Quatsch! Das Zeug gehört doch in die Spieler.“
Papst Benedikt XVI. erhielt bedauerndes Verständnis hinsichtlich seiner Haltung zu Verhütungsmitteln: "Das kann man dem Mann nicht übelnehmen, dass er den Menschen Kondome nicht gönnt, wo er doch achtzig Jahre lang keinen Sex hatte!“
Solgas Besuch in Merkels politischem Wohnzimmer sollte man sich in jedem Fall nicht entgehen lassen. Um die Fülle ihrer gedanklichen Ausflüge aber würdigen zu können, bietet es sich an, auf dem kaberettistischen Sofa Platz zu nehmen. Nur so kann die Genialität ihres manchmal derben und zugleich tiefsinnigen Humors nachwirken.
Mireille Henne
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