23.04.2008 (nur)
"Tibet - Flucht vom Dach der Welt" lautet der Titel einer Lichtbild-Show am Dienstag (6. Mai) in der Stadthalle. Doch nicht nur in Marburg verfolgen die Menschen das Schicksal der tibetanischen Mönche. Die Anhänger des XIV. Dalai Lama demonstrierten im Rahmen des Olympischen Fackel-Laufs für die Unabhängigkeit Tibets.
Auf der ganzen Welt erfahren die Demonstranten Unterstützung: Die Organisation
Reporter ohne Grenzen (ROG) hatte zuletzt bei der Fackel-Übergabe in Paris ein Transparent mit den fünf Olympischen Ringen als Handschellen ausgerollt. ROG wollte mit dieser Aktion auf die einseitige Berichterstattung über die politischen Ereignisse in China aufmerksam machen.
Im März waren sämtliche ausländischen Reporter des Landes verwiesen worden. Doch was hat die Volksrepublik China zu verbergen?
Die einjährigen Vorbereitungen auf die XXIX. Olympischen Spiele schienen perfekt: Nach einer 130-tägigen "Reise der Harmonie" sollte das Olympische Feuer im Nationalstadion Pekings "Leidenschaft entzünden und den Traum teilen".
Am Ende kam es anders, als es sich der Präsident des Beijing Organizing Committee of the Olympic Games (BOCOG) Liu Qi erträumt hatte: China wurden von seinem alten Tibet-Konflikt eingeholt. So etwas passiert, wenn man die eigenen Probleme nicht im Dialog aufarbeitet.
Tatsächlich hat die Volksrepublik lediglich an ihrem Image gearbeitet. So gibt sich Peking mit der Errichtung von sogenannten Sport-Parks in jedem größeren Wohnblock den Anschein einer sportbegeisterten Stadt. Auch der Smog über der Hauptstadt soll durch Fahrverbote eingedämmt werden.
Erreicht hat China mit diesen Maßnahmen soviel wie der Gastgeber der Sommerspiele 1936 in Berlin. Deutsche Athleten von heute sind sich allerdings einig darin, ein Zeichen gegen die gewaltsame Niederschlagung der tibetanischen Aufstände zu setzen.
So hat sich der Fechter Nicolas Limbach für einen Boykott der Eröffnungsfeier ausgesprochen. "Allerdings müssen die Sportler der Zeremonie als Masse fernbleiben", betonte der 22-jährige Student.
Yvonne Bönisch geht mit gutem Beispiel voran: Die Judo-Kämpferin hat ihre Teilnahme an der Eröffnungsfeier bereits abgesagt. Bei den Wettkämpfen will sie außerdem ein blau-grünes Silikon-Armband mit der Aufschrift "Sports for Human Rights" tragen.
Auch Zuschauer an den Bildschirmen können ihr Missfallen gegenüber den Verletzungen der Menschenrechte wortwörtlich ausdrücken. Wer bei der Eröffnungsfeier am Freitag (8. August) das Fernsehgerät ausschaltet, der distanziert sich damit von der Politik Chinas.
Dagegen müssen politische Konflikte nicht zwangsläufig zu einem Boykott der Sport-Veranstaltungen führen. Vielmehr erkannte der fünfte Präsident des Internationalen Olympischen Kommitees (IOC) Avery Brundage bereits 1972 zutreffend: "The games must go on."
Nora Reim
Text 490 groß anzeigenwww.marburgnews.de