29.11.2010 (gac)
Es war in jeder Hinsicht ein besonderes Konzert. Zu seinem 40-jährigen Jubiläum veranstaltete der
Marburger Konzertchor am Montag (29. November) ein Festkonzert in der Kirche St. Peter und Paul. Zusammen mit dem tschechischen Orchester "Virtuosi Brunensis" und dem Dirigenten Prof. Siegfried Heinrich verschaffte der Chor den zahlreichen Konzertbesuchern einen vorweihnachtlichen Hörgenuss.
Auf dem Programm stand die h-Moll-Sinfonie von Franz Schubert. Sie ist auch bekannt als "Die Unvollendete", da das Werk nur aus zwei Sätzen besteht. Ebenfalls unvollendet blieb die c-Moll-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart, die den Hauptteil des Konzerts ausmachte.
Mit besonderer Spannung wurde auch die Erstaufführung des Recital-Werks "Si vis pacem" von Lothar Voigtländer erwartet. In dem Werk verarbeitete der Komponist Textvorlagen mit der Bitte um Frieden.
Doch fast hätte das winterliche Wetter den Konzertbesuchern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Pünktlich zum eigentlichen Konzertbeginn verkündete Chor-Vorsitzender Dr. Erich Zimmermann, dass sich das Orchester noch acht Kilometer vor den Stadttoren befinde. Und das kann bei so viel Schnee eine ganze Menge sein!
Doch man wusste sich zu helfen. So gab es eine kleine Programmänderung: Zimmermann zog seine für später geplante Ansprache spontan vor.
Zum 40-jährigen Bestehen des Chors galt sein besonderer Dank Siegfried Heinrich. Seit dem ersten Tag übernehme der Dirigent Planung und Leitung des Chors und bereichere so durch seine Arbeit und persönliches Engagement die Marburger Kulturlandschaft. Als künstlerischer Leiter gelinge es ihm in der Chorarbeit immer wieder, eine Qualitätssteigerung zu erreichen und durch die Kooperation mit anderen Chören überregional und international ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Choristen zu schaffen.
Zimmermann richtete sich im Namen der Choristen auch an die Konzertbesucher: "Letztendlich sind Sie es, für die wir stets unser Bestes geben. Deswegen gilt Ihnen unser Dank."
Glücklicherweise konnte das Konzert mit nur 20-minütiger Verspätung beginnen. Dem Orchester war die vorangegangene Hektik nicht anzumerken. Auch den Instrumenten schien die Kälte nichts anhaben zu können.
Schuberts Sinfonie, die in nur zwei Sätzen die ganze Bannbreite an verschiedenen Stimmungen durch unterschiedlichste Rythmen und Tempi bietet, überzeugte. Mit sicheren Tönen und viel Dynamik verzauberten die Tschechen die Konzertbesucher.
Dasselbe galt für Voightländers "Si vis pacem". Das bedeutet auf Deutsch "Wenn du Frieden willst". Heinrich hatte das Werk im Rahmen des 50-jährigen Bestehens der Bad Hersfelder Festspiele sowie der 20-jährigen Wiedervereinigung der beiden Deutschen Staaten bei seinem Bekannten Voightländer in Auftrag gegeben. Heinrich selbst engagiert sich seit vielen Jahren für Frieden und Völkerverständigung. Voightländer verarbeitete in "Si vis pacem" verschiedene Textvorlagen als Bitten um Frieden.
Auch das moderne Hörerlebniss wurde von den Besuchern gut aufgenommen. Kräftige und sanfte Passagen waren intensiv herausgearbeitet worden und verbreiteten eine aufwühlende Stimmung.
Sie wurde durch emotionale Textpassagen noch einmal bestärkt. Sängerin und Sprecherin Barbara Schmidt-Garden sorgte durch ihre lauten Bitten und Gebete "Herr, mache ich mich zum Werkzeug deines Friedens" für bewegende Momente.
Die Interpretation von Mozarts C-Moll-Messe rundete den gelungenen Abend ab. Der Chor zeigte eine beeindruckende stimmliche Leistung. Heinrich gelang es, Chor und Orchester sicher zu führen und ein harmonisches Zusammenspiel entstehen zu lassen.
Eine besondere Leistung erbrachten auch die beiden Solistinnen Olivia Ohl-Szulik (Sopran) und Barbara Schmidt-Gaden (Mezzosopran), die durch ihre klaren Stimmen die Aufführung bereicherten. Alle Musiker wurden anschließend mit lautem und langem Beifall des Publikums belohnt.
Im Anschluss wurde das 40-jährige Jubiläum des Chors im Gemeindehaus der Kirche gefeiert. Bei Sekt und kleinen Häppchen ließ der Zweite Vorsitzende Thomas Staupe die Geschichte des Vereins noch einmal Revue passieren. So wurde gemeinsam der zahlreichen Auftritte und Reisen gedacht.
Auch Vertreter und Freunde von anderen Chören feierten mit, insofern die Witterungsbedingungen es zugelassen hatten. Staupe dankte ihnen für die langjährige Kooperation.
"Ohne diese Zusammenarbeit wäre unsere Kulturlandschaft sehr arm", sagte er. "Ich hoffe, dass wir noch viele Jahre gemeinsam musizieren werden."
Giulia Coda
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