29.11.2010 (gac)
Bei Kaffee und Kuchen wurde am Montag (29.November) der Geburtstag von Theodor Schubert gefeiert. Das Geburtstagskind wäre am Sonntag (28.November) 116 Jahre alt geworden. Es ist eher unüblich den Geburtstag eines Mannes, der bereits seit 35 Jahren verstorben ist, auf diese Weise zu feiern. Nicht so bei Theodor Schubert.
Der Begründer der Theodor-Schubert Stiftung hatte in seinem Testament vermerkt, dass an seinem Geburtstag im Rahmen einer kleinen Feierlichkeit die Spendenausschüttung stattfinden soll. Diesem Wunsch kamen Oberbürgermeister Egon Vaupel, Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach, die Vorstandsmitglieder der Stiftung Jörg-Olaf Otto und Heiko Wöllner, sowie Sonja Volkert vom städtischen Fachbereich Arbeit, Soziales und Wohnen auch in diesem Jahr nach.
Schubert hatte nahezu sein gesamtes Vermögen der von ihm gegründete Stiftung „Theodor-Schubert-ein Marburger Kind“ vermacht. Alljährlich wird ein bestimmter Betrag von diesem Erbe ausgeschüttet und älteren notleidenden Bürgern in Marburg zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr können sich insgesamt 70 Marburger über die vorweihnachtliche Gabe freuen.
"Das ganze Jahr über sammeln wir Informationen, wem eine solche Spende zugute kommen könnte", berichtete Volkert. "Dabei kriegen wir auch oft Hinweise von Nachbarn oder Bekannten von betroffenen Menschen. Die Menschen, die Geld von der Stiftung erhalten, werden von uns nach einer individuellen Betrachtungsweise ausgewählt. Die Sozialhilfegesetzgebung spielt dabei keine Rolle, sondern die persönliche Lage des Einzelnen."
Verwaltet wird das Geld vom Stiftungsmanagement der Commerzbank. Insgesamt erwirtschaftete die Stiftung im Jahr 2009 21.000 Euro, von denen nun 13.000 ausgeschüttet werden. Das restliche Geld gelangt in einen Kapitalstock, wo es weiterhin sicher verwaltet wird. Durch die Zinsen wird das Stiftungskapital weiter aufgestockt. Gleichzeitig soll es als Vorsorge für Rückschläge dienen. Auf diese Weise sind Marburger Bürgergn über die Jahre hinweg 795.000 Euro zugute gekommen.
"Es gibt auch die Möglichkeit eine Zustiftung machen", erklärte Otto. "Auf diese Weise kann man sein Vermögen einer Stiftung schenken. So hat man die Garantie, dass mit dem Geld Gutes getan wird. Gleichzeitig wird der Spender dabei nicht in den Vordergrund gerückt, wie es vielleicht bei der Gründung einer eigenen Stiftung der Fall ist."
Die Besonderheit der Theodor-Schubert-Stiftung liegt in der Tatsache, dass ihr Gründer, der selbst in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, nur neun Jahre seines Lebens in Marburg verbrachte. Die meiste Zeit lebte er in Norddeutschland, wo er sich zum Direktor des Reiseunternehmens Lloyd emporgearbeitet hatte.
Nach Vaupels Ansicht zeichnet sich Marburg durch eine individuelle Stiftungsbereitschaft aus. Ein weiteres Beispiel hierfür sei die Erwin-Brocke-Stiftung. Doch warum ist die Bereitschaft Gutes zu tun in Marburg so ausgeprägt?
"Ich glaube, dass das etwas mit der Heiligen Elisabeth zu tun hat", mutmaßte Vaupel. "Es gibt durch ihre Geschichte ein großes Bewusstsein in der Stadt anderen Menschen zu helfen".
Giulia Coda
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