Logo: marburgnewsMobile Marburgnews

Zum Menü

Kinder-Musical inszeniert


Weihnachtsmärchen Aladin in der Stadthalle

28.11.2010 (jnl)
Mit "Aladin und die Wunderlampe" setzte das Hessische Landestheater Marburg auf das Motto "keine Experimente" beim traditionellen Weihnachtsmärchen. Die am Samstag (27. November) in der vollen Marburger Stadthalle gezeigte Premiere bot ein Schwelgen in Orient-Gefühlen, prachtvollen Kostümen und Disney-Comic-Mustern.
Die bekannte Geschichte aus "1001 Nacht" um die aus Alleinsein und Armut rettende Wunderlampe wurde in der Regie von Frederik Rohn als ein Musical für Kinder inszeniert. Der in den Tag hinein lebende Aladin (Vera Goos) erlebt mit dem bösen, etwas dummen Zauberer (Charles Toulouse) ein mäßig spannendes Abenteuer, bei dem selbst Kinder jederzeit wussten, wie es ausgeht.
Die Spannungsmomente wurden in schönster Micky-Maus-Manier durch Verfolgungsrennen, trottelige Schergen, gruselige Bühnenbilder und allerlei Slapstick herbeigeführt. In ihrem eigentlichen Element fand sich diese Inszenierung, wenn Musik, Gruppen-Choreografie oder Wunderlampen-Zauber das Bühnengeschehen in "Friede, Freude, Eierkuchen" verwandelte. Innere Spannung, die aus der Geschichte heraus eine besondere Erlebnisqualität hervorbringt, vermisste man.
Das Beste an dieser Aufführung waren die großartigen orientalischen Kostüme von Jelena Miletic und das aufwendige - die Möglichkeiten der großen Schnürboden-Bühne optimal nutzende - Bühnenbild von Sonja M. Welp. Auch die musikalische Gestaltung durch den - als ein roter Faden durch die Aufführung wandernden - Multi-Instrumentalisten Johannes Eimermacher war ziemlich gelungen.
Die schauspielerische Ensemble-Leistung der insgesamt zehn Darsteller war solide und dynamisch choreographiert. Herausragten die Aladin-Darstellerin Goos und der Zauberer-Antiheld Toulouse. Beider emotionales Mienenspiel und körpersprachliche Ausstrahlung gewann gewiss die Herzen der kleinen Zuschauer.
Schaute man sich im Publikum um, sah man allerdings kaum ältere Grundschulkinder, sondern überwiegend im Durchschnitt Fünfjährige und Jüngere. Da stellt sich allerdings die Frage, warum Kinder dieses Alters unbedingt auf das Heiraten und Verliebtsein scharf gemacht werden sollten?
Altersgemäß scheint das nicht zu sein. Aladin im Kampf gegen Machtgier, Intrigen und Angst könnte indes ein durchaus kerniges Thema für eine Kinder-Aufführung sein.
Eingelöst wurde das durch diese Inszenierung aber nur unzureichend. Der Rückgriff auf Comic-Geschichten in Disney-Manier ahmte nur Muster nach, die viele Kinder aus ihren Musikkassetten und Zeichentrickfilmen hinreichend kennen. Theater sollte jedoch - wie gute Kinderbücher - eine höhere Qualität erzielen.
Nach rund 75 kurzweiligen Minuten Aufführung, die ohne Pause auskam, konnten die Kinder und ihre Familien von den Schauspielern im Foyer Autogramme ergattern. Das ist durchaus eine gute Idee, um zum Nachwuchs-Publikum unmittelbare Nähe herzustellen.
Jürgen Neitzel
Text 4877 groß anzeigen

www.marburgnews.de

© 2017 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg