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Kinderschutz kann kommen


Symposium beschließt bessere institutionelle Vernetzung

19.11.2010 (mhe)
Eine Tagung unter dem Titel "Gewalt gegen Kinder - gemeinsam gestärkt entgegentreten" fand am Mittwoch (17. November) von 13 bis 18 Uhr statt. Die 370 Stühle im Bürgerhaus in Cappel waren dabei fast alle besetzt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus ganz Hessen. Vertreten waren dabei unterschiedliche Berufsgruppen. Dazu gehörten vorwiegend Ärztinnen und Ärzte, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendämter.
Kongress-Veranstalter waren die Marburger Universitäts-Kinderklinik sowie der Landkreis Marburg-Biedenkopf. In seiner Begrüßung hob der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Karsten McGovern die Bedeutung der Gewalt-Prävention hervor.
Gewalt an Kindern gehe zumeist vom ihrem nahen Umfeld aus. Nicht selten seien dabei die Eltern als Verantwortliche festzumachen. Kinderschutz sei aber kaum umsetzbar, wenn es nicht gelingt, die überforderten Mütter und Väter besser zu unterstützen.
"Wir haben bezüglich der Zusammenarbeit zwischen der Kinderklinik und dem Jugendamt des Kreises eine gewisse Vorreiterrolle in Hessen übernommen,“ sagte der Leiter der Kinderklinik Prof. Dr. Rolf Maier. Die verstärkte Vernetzung unterschiedlichster Organisationen und Einrichtungen sei deshalb für das Kindswohl von sehr großer Bedeutung.
Maier hatte gemeinsam mit Jürgen Rimbach vom Fachbereich Familie, Jugend und Soziales des Kreises durch die Veranstaltung geführt. Mit ihren Fachbeiträgen stellten die Frauenärztin Dr.Petra Klemm aus Jena, der Rechtsmediziner Prof. Dr. Reinhard Dettmeyer aus Gießen, der Marburger Kinderchirurg Dr. Micha Bahr, Sonja Lang als Leiterin des Kommissariats "Sexualdelikte und Gewalt gegen Kinder“ beim Polizeipräsidium Mittelhessen, Klaus-Dieter Koch vom Allgemeinen Sozialen Dienst des Landkreises sowie der Frankfurter Richter Dr. Stefan Heilmann ihre jeweiligen Schnittstellen mit dem Themenkomplex dar. Ergänzt wurden die Ausführungen durch zahlreiches Fotomaterial, das das Schicksal der Kinder dokumentierte.
An der abschließenden Podiumsdiskussion mit den Referentinnen und Referenten nahm zudem Prof. Dr. Katja Becker teil. Die Leiterin der Marburger Kinder- und Jugendpsychiatrie erklärte hinsichtlich der unbekannt hohen Dunkelziffer: "Jeder Fall, der übersehen wird, ist ein Fall zuviel!“
Wichtig sei es daher, die Zusammenarbeit aller Beteiligten zu optimieren. Lang ergänzte hierzu, dass bei der Berichterstattung über den Todesfall eines Kindes die Aufmerksamkeit bei den Menschen stark erhöht werde und die Sensibilität für das Thema zunehme.
Allerdings gelte das immer nur für einer gewissen Zeitdauer. Danach lasse die Aufmerksamkeit erfahrungsgemäß schnell wieder nach.
Dettmeyer machte sich für eine Intensivierung der Prävention stark: "Was wir heute in die Prävention investieren, können wir in 20 Jahren an Behandlungskosten sparen."
Heilmann berichtete von seinen Besuchen in sogenannten "Emergency-Centern" in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Hier seien in einem Fall von Kindesmisshandlung alle beteiligten Institutionen unter einem Dach. Das ermögliche eine einfache Bearbeitung und gute Vernetzung.
"Wir wollen den Austausch und die Vernetzung weiterentwickeln“, betonte McGovern im Hinblick auf eine geplante Folgeveranstaltung mit Wildwasser im März 2011.
Das Verständnis für die Notwendigkeit der Zusammenarbeit sei zwar schon vorhanden, müsse aber noch weiter wachsen. Deshalb sei es wichtig, dass alle Kontaktpersonen der Kinder wissen, wen sie im Ernstfall ansprechen können und wer beratend helfen oder in akuten Situationen intervenieren kann.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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