14.11.2010 (fjh)
Arme werden in dieser Gesellschaft an den Rand gedrängt. Geradezu betonhart veranschaulicht nun der Umzug des KreisJobCenters (KJC) nach Cappel diese Tatsache.
An der Uferstraße im Herzen Marburgs war das KJC für viele Stadtbewohner fußläufig erreichbar. Erwerbslose konnten bei ihren Fallmanagern einfach einmal vorbeigehen.
Auf dem Grundstück gegenüber der Polizeidirektion hingegen befindet sich die Verwaltung der Langzeit-Arbeitslosen im wahrsten Sinne der Worte "am Rand". Dorthin gelangen Leistungsbezieher von der Stadtmitte aus nur per Fahrrad, mit dem Stadtbus oder im Auto, wenn sie nicht einen gut halbstündigen Fußmarsch in Kauf nehmen wollen.
Als einen Grund für den Umzug nennt der Landkreis Marburg-Biedenkopf die Parkplätze direkt auf dem Grundwstück des neuen Gebäudes. Als ob Erwerbslose mit dem Auto zum KJC kämen!
Wer von Arbeitslosengeld II (ALG II) leben muss, der kann sich kein eigenes Auto leisten. Es soll sogar schon Fälle gegeben haben, wo Autos ihren erwerbslosen Besitzern weggenommen wurden.
Sensibel ist der Umzug also nicht gerade. Die vom Kreis selbst bei seinen monatlichen Selbstbeweihräucherungspamphleten gepriesene "Kundenorientierung" des KJC vermag der kritische Betrachter darin nicht erkennen. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass die Kreisverwaltung ihre Kollegen im KJC kürzer an die Leine nehmen wollte. Aber das könnte dann ja vielleicht doch ein triftiger Grund sein!
Franz-Josef Hanke
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