10.11.2010 (ms)
Den doppelten Zuschlag als neuen Standort für das Deutsche Zentrum für Lungenforschung und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) der
Philipps-Universität gemeinsam mit der
Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und weiteren Partnern erteilt. "Wir freuen uns über diese Anerkennung der Forschungsstärke der mittelhessischen Medizin“, hob die niversitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause hervor. Sie beruhe auf den gemeinsamen Schwerpunkten der medizinischen Fachbereiche der beiden Hochschulen.
Zusätzlich befördere der Zuschlag für die beiden Zentren für biomedizinische Spitzenforschung auch die Weiterentwicklung des gesamten lebenswissenschaftlichen Forschungsumfelds an den Standorten. JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee betonte außerdem die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit unter Einbeziehung aller weiteren Akteure in der mittelhessischen Medizin. Das gelte insbesondere für das privatisierte Universitätsklinikum Gießen und Marburg.
Das Gesundheitssystem steht vor beträchtlichen Herausforderungen, da der Anteil alter Menschen an der Bevölkerung stetig steigt und chronische Erkrankungen zunehmen. Das BMBF will mit den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung Kompetenzen bündeln und translationale Forschung stärken, um somit einen maßgeblichen Beitrag zur Verbesserung der Vorbeugung, Diagnose und Behandlung bedeutender Volkskrankheiten zu leisten.
Die beiden mittelhessischen Hochschulen wurden jetzt ausgewählt, gleich in zwei Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung unter Gießener Federführung Antworten zur Prävention und zu Therapiekonzepten zu erforschen: Das geschieht im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) und im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZI).
Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung am Standort: Gießen und Marburg wurde gemeinsam vom"Universities of Giessen and Marburg Lung Center" (UGMLC ) der beiden mittelhessischen Hochschulen sowie vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim beantragt. An der Philipps-Universität zeichnen Prof. Harald Renz und Prof. Claus Vogelmeier verantwortlich, während die Sprecherfunktion von der JLU wahrgenommen wird.
Lungenerkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Zur Zeit existieren kaum effektive Therapiemöglichkeiten für die meisten chronischen Lungenerkrankungen.
Zur erfolgreicheren Behandlung sollen in einem "Deutschen Zentrum für Lungenforschung“ die besten pneumologischen Forschungseinrichtungen gebündelt werden. Die Grundlagen-, Krankheits- und Patientenorientierte Forschung soll zentrumsbezogen koordiniert und auf internationalem Spitzenniveau durchgeführt werden, damit die Translation grundlegender wissenschaftlicher Erkenntnisse in neue klinische Konzepte zur Verbesserung der Patientenversorgung möglichst effektiv gelingt.
"Der Erfolg kommt gleichermaßen überraschend und dank der intensiven Vorbereitung erhofft“, meinte Renz. Ein guter Teil des Erfolgsgeheimnisses liege sicherlich im - bereits seit 2005 bestehenden - Sonderforschungsbereich "Allergische Immunantworten der Lunge“ und dem LOEWE-Zentrum UGMLC begründet, wo Synergismen und Interdisziplinarität in der Forschung aktiv gelebt werden.
Mit einem Antrag für das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZI) mit Standort Gießen gingen die Universitäten Giessen und Marburg, das Paul-Ehrlich-Institut in Langen und die Fachhochschule Gießen-Friedberg ins Rennen. Das HEAL-EMERGE-Konzept (Hessian Alliance of Excellence in Emerging and Emergency Infections) des Standortes Mittelhessen wurde vom Gutachtergremium sehr positiv aufgenommen. Daher wurde der Verbund als Partnerstandort für die Erstellung des Gesamtkonzepts zum Deutschen Zentrum für Infektionsforschung ausgewählt. Von Marburger Seite sind Prof. Dr. Stephan Becker und Prof. Dr. Michael Lohoff in koordinierender Funktion an dem Projekt beteiligt, während die Justus-Liebig-Universität als Sprecherhochschule fungiert.
Impfstoffe und Antibiotika haben einen sehr großen Einfluss auf die Gesundheit der Weltbevölkerung, indem sie die Kontrolle schwerer - oft tödlicher - Infektionskrankheiten ermöglichen. Während viele der bekannten Infektionskrankheiten e weitgehend unter Kontrolle oder sogar ausgerottet sind, treten paradoxerweise neue Infektionskrankheiten auf.
Sie sind in Form von isolierten Ausbrüchen, Epidemien und Pandemien für die medizinische Forschung eine besondere Herausforderung. Ziel der HEAL-EMERGE-Allianz ist es, eine strukturierte schnelle Reaktion bei aufkommenden biologischen Bedrohungen durch Infektionserreger zu ermöglichen, indem sie die Expertise der beteiligten Forschergruppen auf dem Gebiet der Impfstoffe und Antiinfektiva verbindet. Dazu werden neueste Ansätze der Genomforschung an Mikroorganismen und ihren Wirtszellen sowie der synthetischen Biologie genutzt.
Laut BMBF hatten sich 27 Standorte beim Wettbewerb für den Aufbau von vier weiteren Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung qualifiziert, nachdem 2009 bereits das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung an den Start gegangen waren. Insgesamt lagen 77 Anträge von Universitäten, Universitätskliniken und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vor.
Sie wurden durch international besetzte Expertengremien begutachtet. Nach einer Vorauswahl waren 39 Antragsteller eingeladen, ihre Konzepte der Jury zu präsentieren. Die ausgewählten Partnerstandorte sollen nun ein Gesamtkonzept für die Zentren erstellen, das wiederum von den Gutachtergremien abschließend bewertet werden wird.
pm: Philipps-Universität Marburg
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