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Zweimal sozial


Lebenshilfe erkämpft Integrationsbedingungen

30.10.2010 (fjh)
Die uneingeschränkte Teilhabe behinderter Menschen am Leben in der Gesellschaft von Geburt an ist das Ziel der Lebenshilfe. Es steht im Mittelpunkt eines neuen Grundsatzprogramms der 135.000 Mitglieder starken Vereinigung für Menschen mit geistiger Behinderung, Angehörige, Freunde und Fachleute.
In der Marburger Stadthalle haben sich am Freitag (29. Oktober) und Samstag (30. Oktober) mehr als 500 Vertreter aus ganz Deutschland zur Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung Lebenshilfe (BVLH) getroffen. In einer ersten Lesung diskutierten sie den Entwurf der zukünftigen Lebenshilfe-Verfassung, die in einem Jahr endgültig verabschiedet werden soll. Prominenter Gast aus Berlin war Bundesbehindertenbeauftragter Hubert Hüppe, der auch dem Bundesvorstand der Lebenshilfe angehört.
Zu neuen Stellvertretern des Bundesvorsitzenden Robert Antretter aus Backnang wählte die Mitgliederversammlung Monika Haslberger aus Freising und Rolf Flathmann aus Bremerhaven. Beide haben ein Kind mit geistiger Behinderung.
Neu im BVLH-Vorstand ist Bärbel Kehl-Maurer aus Kirchheim. Sie ist ebenfalls Mutter eines geistig behinderten Kindes.
Der Grundsatzprogramm-Entwurf orientiert sich an den Forderungen der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen. Sie ist vom Inklusionsgedanken geprägt und seit März 2009 auch in Deutschland gültigs Recht.
In dieser Behindertenrechts-Konvention sieht die Lebenshilfe einerseits eine große Chance für Menschen mit Behinderung. Die Selbsthilfe-Organisation warnt aber auch davor, das internationale Vertragswerk falsch auszulegen.
Nicht der radikale Abbau von bewährten Einrichtungsangeboten wie Wohn- und Werkstätten dürfe die Folge dieser Umorientierung sein; vielmehr müsse ein Wunsch- und Wahlrecht für Behinderte und ihre Familien verwirklicht werden.
"Wir verstehen die Menschen mit einem sehr hohen Hilfebedarf und ihre Angehörigen, die Angst haben, von heute auf morgen die vertrauten Hilfe-Strukturen zu verlieren", betonte Antretter. "Das werden wir nicht zulassen!“
Gerade die bundesweit mehr als 3.000 Einrichtungen der Lebenshilfe seien ein starker Motor für eine inklusive Gesellschaft. Mit neuen Angeboten unterstützen sie behinderte Menschen auf ihrem Weg zu einem gleichberechtigten und möglichst selbständigen Leben.
Auch bei den anstehenden Reformen der Pflegeversicherung und Eingliederungshilfe will die Lebenshilfe genau hinschauen. Neue Regelungen, die scheinbar das Selbstbestimmungsrecht behinderter Menschen stärken sollen, dürften nicht als Sparinstrumente missbraucht oder unter Haushaltsvorbehalt gestellt werden.
pm: Bundesvereinigung Lebenshilfe
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