26.10.2010 (mhe)
"Was ist ihr Lieblingsgedicht?"In den letzten Monaten hat die Frage Prominente von Alfred Biolek bis Rolf Zuckowski beschäftigt.
Sie alle unterstützten das Buchprojekt "Mein Lieblingsgedicht - Prominente antworten. Von Elke Heidenreich bis Richard von Weizsäcker“. Umgesetzt wurde es im Rahmen des Seminars "Literaturvermittlung in den Medien“ am Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften der
Philipps-Universität.
Über zwei Semester hinweg befragten Dr. Erika Schellenberger-Diederich und eine Gruppe von Studierenden Personen des öffentlichen Lebens zu ihren Lyrik-Vorlieben sowie den persönlichen Geschichten dahinter. BAP-Musiker Wolfgang Niedecken beispielsweise fand über die Rolling Stones zu Bertolt Brecht. Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker warb mit Friedrich Schillers "Der Handschuh“ als Siebenjähriger um eine Mitschülerin.
Pünktlich zur Buchmesse im Oktober brachte der C. H. Beck-Verlag den Band heraus. Das Werk beginnt mit einem Vorwort von Peter Härtling.
"Das von der irischen Anthologie Lifelines inspirierte Projekt war ein wahres Abendteuer“, berichtete Schellenberger-Diederich. "Es war eine Mischung aus einem Schnellkurs in Projektmanagement und Teamarbeit“ bescheinigte Seminarteilnehmer Fabian Sandelmann.
Schon bei der Auswahl der rund 100 Prominenten habe es Abstimmungsbedarf gegeben. Schließlich habe die Liste der Beitragenden auch Auswirkungen auf den potentiellen Leserkreis.
Frustrationstoleranz und Hartnäckigkeit habe es oftmals gebraucht, um zum Beispiel nach der spontanen Zusage des Journalisten Ulrich Wickert weitere - manchmal sehr skeptische - bekannte Persönlichkeiten zum Mitmachen zu bewegen.
Die Betreuung der Prominenten, das Redigieren, das Anordnen sowie das Bibliographieren hat sich die gesamte Gruppe geteilt. Der Chefredakteurs-Posten entfiel dagegen auf ein Zweier-Team.
"Toll ist, dass wir alle unsere Kompetenzen einbringen konnten“, schwärmte Tanja-Tamara Hartung. Darüber hinaus berichtete Sandelmann ergänzend von den Freuden und Leiden beim Aufstöbern zitierfähiger Ausgaben, aus denen die Gedichte entnommen wurden.
"Der an Universitäten eher selten mögliche Erwerb berufspraktischer Kenntnisse hat mich zum Mitmachen animiert“, begründete Katrin Diewock ihre Teilnahme. Hier habe man eine Menge Wissen über Cover-Gestaltung oder Text-Präsentation erhalten. Einhellig waren sich alle einig, dass man als Studentin oder Student vermutlich selten die Gelegenheit habe , während seines Studiums ein Buch in den Händen halten zu dürfen, an dem man selber mitgearbeitet hat.
Der karitative Hintergrund wirkte ebenfalls motivierend. So kommt der Löwenanteil des Erlöses der Frankfurt Book Fair Literacy Campaign (LitCam) zugute. Sie setzt sich weltweit in Bildungs- und Alphabetisierungsprojekten für benachteiligte Jugendliche ein.
"Ich bin immer noch begeistert von der Disziplin und der Fähigkeit zur Selbstorganisation innerhalb der Projektgruppe“, resümierte Schellenberger-Diederich. Sogar zwei komplette Semesterferien hindurch habe die Gruppe weitergemacht.
Gearbeitet wurde oft auf der Gartenbank der Dozentin. Hinterher habe man dann immer gemeinsam gekocht.
Nach allen Höhen und Tiefen des Bücher-Machens sind sich trotzdem alle einig, dass sie es wieder tun würden. Nach der erfolgreichen Buchpräsentation am Stand der LitCam auf der Frankfurter Buchmesse stellen die Studierenden und ihre Seminar-Leiterin das Buch am Mittwoch (27. Oktober) ab 20 Uhr in der
Waggonhalle vor. Neben literarischen Kostproben berichten sie vom Entstehungsprozess ihrer Arbeit sowie der Korrespondenz mit den Prominenten.
pm: Philipps-Universität Marburg
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