19.04.2008 (fjh)
Acht Herren im dunklen Zwirn standen im ehemaligen Kesselhaus der Marburger Brauerei am Pilgrimstein. Arbeiter legten Hand an. Am Samstag (19. April) wurde dort der Grundstein gelegt für ein neues Logen-Haus.
Am 17. April 1743 war die
Loge "Zu den drei Löwen" in Marburg gegründet worden. Ihre wechselvolle Geschichte verzeichnet verschiedene Verbote, Umzüge, Wieder-Eröffnungen, eine Abspaltung und mehrere Namens-Änderungen.
Zum letzten Mal war die Freimaurerei unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1935 verboten worden. Doch alle Widrigkeiten konnten sie auch in Marburg nie vollständig auslöschen.
Erstes Marburger Logen-Haus war das Haus Markt 19. Heute befindet sich dort die Gaststätte "Hostaria dell Castello". Später bezog die Loge das sogenannte "Hochzeitshaus" an der Nicolaistraße. Danach diente ein Haus am Barfüßer Tor als Logen-Haus, bevor die Freimaurer schließlich ein"Gebäude an der Weidenhäuser Straße bezogen. Doch auch die Räumlichkeiten dort sind zwischenzeitlich zu eng geworden.
Im neuen Haus neben dem Aufzug zur Oberstadt möchte die Loge ihr traditionelles Leben wieder entfalten. Schließlich war Marburg lange Zeit ein Zentrum der Freimaurerei. Bekannte Hochschul-Professoren und Kommunalpolitiker waren der Freimaurerei verbunden. Öffentlich geworden ist beispielsweise die Zugehörigkeit des Mitbegründers der
Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA) zur Marburger Loge. Doch Prof. Carl Strehl war gewiss nicht der bedeutendste Freimaurer Marburgs.
Mit dem neuen Haus im Zentrum Marburgs wird die Loge vielleicht auch ein wenig offener werden für das Interesse der Bevölkerung. Denn nach wie vor pflegen die Freimaurer ihre geheimen Rituale. Dabei waren sie zu Zeiten ihrer Gründung in England dereinst die Vorhut demokratischer Aktivisten.
Franz-Josef Hanke
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