14.10.2010 (mhe)
Die bauliche Erweiterung und Umstrukturierung des Erwin-Piskator-Hauses (EPH) hat der Magistrat der
Stadt Marburg beschlossen. Das teilte die Stadt am Mittwoch (13. Oktober) mit.
So einigte man sich darauf, das - im Jahr 2009 erarbeitete - Raum- und Funktionskonzept zu befürworten. Auf dieser Grundlage werden alle weiteren Planungen weitergeführt.
Mit der Planung wird das Architektenbüro Hess-Talhof aus München beauftragt. Es hatte den ersten Preis des Realisierungs- und Ideenwettbewerbs gewonnen.
Das Gesamtkostenvolumen von 16 Millionen Euro soll dabei nicht überschritten werden. An Planungsmitteln stehen laut Oberbürgermeister Egon Vaupel für das Haushaltsjahr 2010 300.000 Euro zur Verfügung. Im Jahr 2011 werden Mittel von einer Million Euro sowie eine Verpflichtungsermächtigung von fünf Millionen Euro bereitgestellt.
Bereits im Jahr 2003 hatte der Magistrat den Bedarf für die bauliche Erweiterung und Umstrukturierung der Martin-Luther-Schule (MLS) sowie der Stadthalle anerkannt. Von April 2005 bis zum Oktober 2005 wurde dann ein baulicher Realisierungs- und Ideenwettbewerb durchgeführt. In einem ersten Schritt bezog die Martin-Luther-Schule damals zu Beginn des neuen Schuljahrs einen Erweiterungsbau.
Mit der außerordentlich wichtigen Lokalisierung eines Standorts für Lehre und Wissenschaft werde es zudem eine deutliche Vitalisierung des Nordviertels geben, erhofft sich Vaupel. Damit verbunden seien Impulse für Kultur und Dienstleistungsangebote sowie die attraktive Gestaltung des städtischen Umfelds für die Universitätsgebäude.
Dabei dürfe es aber nicht um die Auslagerung von modernen Universitätseinrichtungen oder ihrer vollkommenen Neugestaltung außerhalb der gewachsenen Stadt gehen. Vielmehr will die Stadt deshalb im Rahmen einer Marburger Stadtentwicklung das Zusammenspiel von historischem Stadtbild und moderner Architektur fördern. Dazu gehören beispielsweise die innerstädtischen Angebote des Einzelhandels, die Nachfrage von Lehrenden und Studierenden sowie ein kulturelles Angebot, das auch Gemeinschaftseinrichtungen aus städtischen, privaten und universitären Aktivitäten berücksichtigt.
Mit der Lage des EPH an der Biegenstraße sei bereits heute ein hohes Maß an Zentralität verbunden. Die Vitalität in diesem Bereich werde jedoch - insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung der Nordstadt zu einem zentralen Universitätscampus - erheblich zunehmen.
Das Piscator-Haus werde somit möglicherweise zu einer wichtigen Drehscheibe. So könne es zwischen Kultur und Bildung, innerstädtischen Freiflächenangeboten und öffentlichen Gebäuden sowie zwischen Arbeit und Freizeit künftig wertvolle Verbindungen herstellen.
Die geplante Integration des
Kulturladens KFZ und der
Marburg Tourismus Marketing GmbH (MTM) in den Stadthallen-Ausbau ist im Zuge der Campus-Entwicklung Teil einer neuen stadträumlichen und kulturellen Zielbestimmung.
Die erweiterte Stadthalle erhalte eine Zentralfunktion im Schnittpunkt städtischer und universitärer Öffentlichkeit. Verwirklicht werde das durch ein Verwaltungs- und Auditoriengebäude sowie dem künftigen "Campus Firmanei“ rund um den Alten Botanischen Garten.
Schon seit Ende der 90er Jahre steht die räumliche und damit programmatische Weiterentwicklung des KFZ auf der kulturpolitischen Agenda. Die Suche nach einem geeigneten Standort für ein erweitertes KFZ gestaltete sich dabei aber langwierig.
Die Situation für das KFZ am Standort Schulstraße verschärfte sich sogar zwischenzeitlich durch Auflagen infolge einer immissionsschutzrechtlichen Auseinandersetzung mit einem Nachbarn. 2007 beschloss die Stadtverordnetenversammlung (StVV), den Magistrat zu beauftragen, sich für die Berücksichtigung eines Kulturbausteins für das KFZ bei der universitären Campus-Planung einzusetzen.
Öffentliche Veranstaltungszentren und Bürgerhäuser aus den 60erJahren wie beispielsweise die Stadthalle sind multifunktional konzipiert. Bei der Erkundung von Raum-Modellen hatte ein - vom Kulturladen KFZ im Frühjahr 2008 initiierter - Besuch der Darmstädter "Centralstation“ die Möglichkeit kommunikativer Multifunktionalität durch eine wechselseitige Anregung von Kultur, Gastronomie, Geselligkeit und Entspannung ergeben. Dieses Konzept ist nun auch Ziel beim Stadthallen-Ausbau. Dort hinein werden das KFZ und das MTM integriert.
So werde das Nebeneinander und Miteinander von Veranstaltungen gefördert. Darüber hinaus wachse der Gastronomie eine zentrale Erlebnis- und Kommunikationsrolle zu. Davon könnten letztlich alle Akteure profitieren.
Das betrifft auch das produktive Nebeneinander verschiedener Organisationskulturen. Das schließt zum Beispiel den Veranstaltungsservice der Stadthalle als städtischem Regiebetrieb bis hin zur soziokulturellen Einbindung ehrenamtlichen Engagements im eigenständig betriebenen Veranstaltungsbereich des KFZ mit ein.
Des weiteren müßten der Ausbau und die Attraktivitätssteigerung der Stadthalle von einer Marketing-Strategie begleitet sein. Daraus ließen sich dann Zielvorstellungen hinsichtlich anvisierter Veranstaltungs- und Besucherzahlen sowie betriebswirtschaftlicher Ergebnisse entwickeln.
"Mit Abschluss des Projektes im Jahr 2014 würde das neue Erwin- Piscator-Haus dann zur Verfügung stehen, wenn mit der Fertigstellung der neuen zentralen Universitätsbibliothek der zentrale Baustein des Campus Firmanei in Betrieb geht“, resümierte Vaupel abschließend.
pm: Stadt Marburg
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