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Unveröffentlichte Texte von Walter Benjamin gefunden

06.10.2010 (mhe)
Auf eine Fülle von neuen und unbekannten Materialien zu Leben und Werk des Philosophen, Literaturkritikers und Essayisten Walter Benjamin sind Marburger Wissenschaftler gestoßen. Das teilte die Philipps-Universität Marburg am Dienstag (5. Oktober) mit.
Einer von Prof. Dr. Heinrich Kaulen geleiteten Gruppe des Instituts für Neuere deutsche Literatur am Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften gelang es, in den diversen Nachlässen Benjamins in Frankfurt am Main, Jerusalem, Berlin, Paris, sowie Moskau mehr als 200 Seiten bislang unpublizierte Aufzeichnungen, Vorarbeiten und Fassungen zu sichten und zu transkribieren. "Darunter sind Entwürfe zu inzwischen klassisch gewordenen Arbeiten über Bertolt Brecht, Anna Seghers, Alfred Polgar, Dolf Sternberger und vielen anderen Autoren, aber auch unbekannte Rezensionsverzeichnisse und einige ganz neue Entwürfe zu Rezensionen“, freute sich Kaulen über die wertvollen Schriftstücke.
Von speziellem Interesse für den Marburger Kontext seien die umfangreichen Vorstudien zu Benjamins intensiver Auseinandersetzung mit dem von 1902 bis 1944 lebenden Marburger Philologen Max Kommerell. Sie ließen den jahrelangen Geisterkampf zwischen diesen beiden sehr unterschiedlichen Kontrahenten erstmals in seiner ganzen Dimension sichtbar werden. Zudem gelang der Doktorandin Anne-Sophie Kahnt erst kürzlich ein besonderer Fund, als sie in einer Berliner Bibliothek zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten einen gänzlich unbekannten Druck einer Besprechung aus Benjamins Hand aufspüren konnte.
Die in Marburg durchgeführten und koordinierten Arbeiten sind Teil eines von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur unterstützten Editionsprojekts der Kritiken und Rezensionen Walter Benjamins. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2011 in zwei Bänden innerhalb der im Suhrkamp-Verlag erscheinenden Historisch-kritischen Werkausgabe vorliegen. Die Ausgabe wird erstmals die minutiöse Rekonstruktion des Arbeitsprozesses des Literaturkritikers erlauben.
Für den Kommentar wurden zudem viele interessante Fakten zu Benjamins Kontexten, Quellen und Kontakten neu ermittelt. "Sie relativieren das Rezeptionsklischee vom ohnmächtigen Melancholiker“, sagte Kaulen. Stattdessen ließen sie das Profil eines durchaus zielgerichteten, aber ebenso auch streitbaren, sowie medienerfahrenen Publizisten erkennen.
pm: Philipps-Universität Marburg
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