29.09.2010 (mhe)
Dem Zusammenhang zwischen Entzündungen und der Entstehung oder Entwicklung von Tumoren widmet sich das vierteljährlich stattfindende Mini-Symposium des LOEWE-Schwerpunkts "Tumor und Entzündung“ am Donnerstag (30. September). Unter dem Titel "Role for macrophages in tumor-associated inflammation" sind einige Vorträge internationaler Experten zusammengefasst.
Oftmals befindet sich in Tumoren eine große Anzahl von Makrophagen. Dabei handelt es sich um jene klassischen Entzündungszellen des angeborenen Immunsystems, die für die Bekämpfung von Bakterien sowie von extrazellulären Parasiten verantwortlich sind.
"In der Tat konnte bei verschiedenen Tumortypen ein ursächlicher Zusammenhang zwischen chronischer Entzündung und Tumorentstehung sowie ihrer Progression belegt werden“, berichtete der wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Abdo Konur. So führe eine chronische Infektion der Magenschleimhaut mit dem Bakterium "Helicobacter pylori" und die dadurch ausgelöste Entzündungsreaktion häufig zur Entstehung einer bestimmten Art von Magenkrebs.
Der Schwerpunkt der Marburger Veranstaltung wird unter Beteiligung der
Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen von Prof. Dr. Rolf Müller koordiniert. Er gehört dem Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung der
Philipps-Universität an.
Das Projekt ist eines der ersten geförderten LOEWE-Programme in Hessen. Es zielt darauf ab, die komplexen Interaktionen zwischen Tumor- und Entzündungszellen auf zellulärer und molekularer Ebene zu charakterisieren.
Die Ergebnisse aus der präklinischen Forschung bilden die Voraussetzung, die für die Tumorentstehung und -progression wichtigen entzündungsrelevanten Mechanismen und Moleküle zu identifizieren. Daraus werden neue Behandlungsoptionen abgeleitet.
Dabei werden gezielt Synergie-Effekte genutzt, die sich aus der Zusammenführung der - voneinander unabhängigen - Forschungsgebiete Tumor- und Entzündungsforschung ergeben. Synergien entstehen aber nicht nur in methodisch-experimenteller Hinsicht. Insbesondere bestehen sie auch, weil sich Entzündungszellen in vielen Tumoren finden. Dadurch kommt es zu einer direkten Interaktion und gegenseitigen Beeinflussung.
An dem - auf drei Jahre angelegten - Programm sind insgesamt 17 Arbeitsgruppen aus der Tumor- und Entzündungsforschung beteiligt. Eine Einbindung neuer Projekte soll die Zusammenarbeit zwischen den beiden Universitäten in Gießen und Marburg weiter verfestigen. Zudem soll sie den Forschungsstandort Mittelhessen stärken.
Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ebenfalls ein erklärtes Ziel. So wurden eine Nachwuchsgruppe sowie eine Graduiertenschule mit 19 Promovierenden eingerichtet. In enger Zusammenarbeit mit der "Marburg Research Academy" (MARA) und dem Graduiertenzentrum Lebens- und Naturwissenschaften werden ihnen - in Ergänzung zu ihrer Forschungsarbeit - zusätzliche Angebote zum Erwerb von überfachlichen Fertigkeiten unterbreitet.
Strategisches Ziel ist, im Zuge der LOEWE-Förderung die lokal vorhandene Expertise im Bereich der Tumorbiologie, Entzündungsforschung und Immunologie zu bündeln. Im Idealfall werden damit Voraussetzungen geschaffen, um einen dauerhaften Forschungsschwerpunkt in diesem Bereich zu etablieren.
pm: Philipps-Universität Marburg
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