07.09.2010 (fjh)
Das Tabu-Thema "Sexueller Missbrauch" erhitzt die Gemüter nun auch in Marburg und dem Ebsdorfergrund. Nach einem Vorbericht der Oberhessischen Presse (OP) über die Uraufführung von Willi Schmidts Theaterstück "In die neue Welt III – Das Sängerfest“ hat der Gesangsverein aus Wittelsberg seine Mitwirkung an diesem Projekt aufgekündigt. Diese Entscheidung hat er dem Team der Waggonhalle nur drei Tage vor der geplanten Premiere am Donnerstag (9. September) mitgeteilt.
In dem Pressebericht wird der Theaterautor und Regisseur Schmidt mit den Worten zitiert: "„Es war damals an der Tagesordnung, dass Dienstmägde von Bauern missbraucht wurden, sozusagen seine ‚Geliebte’ waren – natürlich in einem abhängigen Verhältnis!“
In seiner Trilogie "In die neue Welt“ hat Schmidt Geschichten eines Dorfes im Ebsdorfergrund vor 100 Jahren verarbeitet. Dabei legt er besonderes Augenmerk auf die sozialen und politischen Verhältnisse.
Mitglieder des Gesangsvereins fordern nun von Schmidt eine Richtigstellung in der Presse. Er und das gesamte Team der Waggonhalle bedauern die Absage des Gesangsvereins und sind erstaunt über die heftigen Reaktionen von Bürgerinnen und Bürgern aus Wittelsberg.
Sexueller Missbrauch von Abhängigen sei gerade heutzutage ein sensibles Thema. Dass Mißstände, die schon fast 100 Jahre zurückliegen, von Teilen der Dorfgemeinschaft vehement bestritten werden, überrascht die Theatermacher. Doch zeige es, "wie sehr eine Aufarbeitung auch unangenehmer Wahrheiten vonnöten ist".
Ob die nach den Vorstellungen am Donnerstag (9. September) und Freitag (10. September) in der Waggonhalle angesetzten Aufführungen von "In die neue Welt III – Das Sängerfest“ wie geplant am Donnerstag (16. September) und Freitag (17. September) im Gasthaus Nau „Jirje“ in Wittelsberg durchgeführt werden können, ist derzeit noch offen. Die Waggonhalle plant eine Informationsveranstaltung zu der Thematik. Ein Termin ist allerdings noch nicht festgelegt.
pm: Waggonhalle Kulturzentrum
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