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Marburger Menetekel


Auf ihren vier Buchstaben unsanft gelandet

05.09.2010 (fjh)
Vom "Raubtierkapitalismus" war schon häufiger einmal die Rede. Doch von einem wissenschaftlichen "Puma" erfährt Marburgs Bevölkerung erst seit der Amtseinführung von Prof. Dr. Katharina Krause.
Im Frühjahr trat die Kunsthistorikerin das Amt der Universitätspräsidentin an. Wenig später gab es auch einen Wechsel in der Pressestelle.
Seitdem kürzen deren Mitarbeiter die Philipps-Universität Marburg gelegentlich mit den vier Buchstaben "PUMa" ab. Dabei hat es allerdings keinen formalen Beschluss zur Einführung einer solchen Abkürzung gegeben.
Wie sensibel solche Änderungen an der geschichtsträchtigen Marburger Uni sind, musste deren damaliger Präsident Prof. Dr. Horst-Franz Kern im Jahr 2003 schmerzlich erfahren. Er scheiterte an der Einführung eines neuen Logos für die altehrwürdige Universität. Dieser Vorstoß kostete ihn das Amt.
Kern hatte einen Werbegrafiker gefunden, der der Philipps-Universität einen offenen Kreis mit einem Punkt darin als Logo schenken wollte. Doch die Mehrheit der Bevölkerung wie auch der Universitätsbediensteten und Studierenden lehnte das neue Logo ab.
In einer großen Krisen-Konferenz im Auditorium Maximum (AudiMax) räumte der Grafiker ein, dass er das betreffende Logo ursprünglich für die Frankfurter Flughafengesellschaft "Fraport" ausgearbeitet hatte. Da sie sich aber für ein anderes Signe entschieden hatte, bot er seinen Entwurf nun der Marburger Uni an.
Dieses Eingeständnis brachte das – ohnehin schon überschäumende – Fass vollends zum Überlaufen. Die Philipps-Universität als Recycler überflüssiger Logos war ganz und gar nicht vermittelbar.
Kern musste seinen hoch fliegenden Plan und das neue Logo begraben. Das historische Siegel des Landgrafen Philipp von Hessen blieb offizielles Logo der im Jahr 1527 von ihm gegründeten Universität.
Als Kern dann auch noch bei einer Abstimmung über die Verlängerung seiner Amtszeit unterlag, war sein Plan im wahrsten Sinne der Worte besiegelt. Die älteste protestantische Universität der Welt wahrte die Tradition Philipps des Großmütigen als Erkennungsmerkmal.
Das neue Kürzel könnte möglicherweise ein ähnliches Schicksal erfahren. Zwar sind die vier Buchstaben nicht unoriginell, geben sie doch in gut sprechbarer Form die Abkürzung der Philipps-Universität Marburg wider. Zudem assoziiert man mit ihnen ein sehr bewegliches Wesen, dass sich gerade auf dem Sprung zu beeindruckenden Taten befindet.
Dennoch sollte die Universität eine Abkürzung nicht durch die Kalte Küche ohne vorherige Debatte zumindest in ihren Gremien einführen. Und die Pressestelle der Philipps-Universität sollte sich an die Regeln professioneller Pressearbeit halten, wonach sie nur die offiziellen Positionen ihrer Institution veröffentlichen darf.
Ohne eine Einbeziehung breiter Bevölkerungskreise in eine Diskussion über die Einführung der Abkürzung könnte es der Präsidentin Krause sonst ähnlich ergehen wie ihrem Amtsvorgänger Kern. Dann könnte vielleicht dereinst der altbekannte Spruch hämischer Kritiker auch über ihre vier Buchstaben zitiert werden: "Als Puma gesprungen, als Bettvorleger gelandet!"
Franz-Josef Hanke
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