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Steinreich


Neues astronomisches Denkmal in Wehrda

16.08.2010 (fjh)
Ein astronomisches Schmuckstück hat die Sternwarte der Philipps-Universität am Freitag (13. August) in der Kupferschmiede in Wehrda präsentiert. PD Dr. Andreas Schrimpf hatte zur Enthüllung des historischen Meridiansteins eingeladen.
Der Marburger Meridianstein wurde 1842 von Prof. Christian Ludwig Gerling errichtet. Er diente der präzisen Justierung der Teleskope zur Vermessung von Sternpositionen.
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nutzte man den Stein als astronomisches Hilfswerkzeug zur Bestimmung der lokalen Zeit. Im 19. Jahrhundert existierten allerdings noch keine Sternkarten, wo Sternpositionen exakt verortet waren.
Präzise Himmelsrichtungen konnten die Experten somit nur durch zeitaufwendige Messungen ermitteln. Sobald die Richtung als korrekt bestimmt galt, wurde sie mittels eines Peilsteins markiert, der einige Kilometer entfernt aufgestellt war.
Die Nordrichtung gilt als besondere Himmelsrichtung. Sie zeigt den Drehpunkt zum Pol der Himmelskugel.
Ein gedachter Kreisbogen durch die Nordrichtung, den Punkt über dem Beobachter (Zenit) und die Südrichtung wird als Meridianbogen bezeichnet. Daher haben Peilsteine im Süden oder im Norden von Sternwarten die Bezeichnung "Meridianzeichen" oder "Meridianstein" erhalten.
Heutzutage sind die meisten Meridiansteine nicht aufzufinden oder zerstört. Auch der Marburger Meridianstein galt bis vor kurzem als verschollen.
Schrimpf fand den Stein durch akribische Studien im Herbst 2008. Er gewann den Marburger Unternehmer Reinhard Balzer für die Sanierung.
Ulrike Höhfeld aus Gisselberg war für die Restauration verantwortlich. Sie ersetzte herausgebrochene Teile des Steins, nahm original erkennbare Markierungen auf und stellte sie mit frischer Farbe wieder her.
Die Markierungen des Steins waren mit Teleskopen der Sternwarte immerhin bis auf eine Entfernung von knapp vier Kilometern sichtbar. Dank der Restaurierung verfügen die Philipps-Universität und die Stadt Marburg über ein nahezu einmaliges Zeugnis der Astronomie des 19. Jahrhunderts.
"Im Zeitalter von GPS sind exakte Justierungen kein Problem", stellte Schrimpf fest. "Der Aufwand der Astronomen im 19. Jahrhundert war enorm. Alle Hochachtung vor der Präzision, die Gerling und seine Kollegen damals erreicht haben!"
Das frisch restaurierte kulturhistorische Marburger Klein-Denkmal soll der Bevölkerung nun zur anschaulichen Einführung in astronomische Zusammenhänge dienen. Die Marburger Astronomie-Geschichte auch weiterhin lebendig zu erhalten, wird die Aufgabe eines Fördervereins sein.
pm: Philipps-Universität Marburg
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