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Musik im Überfluss


Ein Sammelbecken sterbender Strömungen

07.08.2010 (phg)
Nicht jeder gebraucht die Bezeichnung. Doch verwenden sie viele Menschen, die mit gutem Recht ihre eigene Musikrichtung herausheben wollen. Ihr Vorteil ist, dass sie im Bereich der Vorgänge im "Mainstream" oftmals mehr Durchblick zu haben scheinen.
Offensichtlich sind die Anderen so sehr ein Teil dieses Stroms geworden, dass sie ihn nicht mehr als diesen wahrnehmen. Wie konnte es nur so weit kommen?
Um diese Frage hinreichend zu beantworten, muss man gedanklich eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. In eine Zeit, als der Mainstream noch nicht die ganze Welt überschwemmte.
Viele mögen es aus den verschiedensten Gründen anders sehen. Doch kann man den Rock'n Roll als eine Quelle dieses kommerziellen Stroms sehen. Die Beatles indes haben diesen Bach schließlich zum kleinen Fluss verbreitert.
Sie waren der Wegbereiter vieler Gruppen im populären Musikbereich. Gemeinsam mit den Rolling Stones trieben sie als doppelläufiger Strom den Lauf der Dinge voran.
Aus dem immer breiteren Fluss heraus bildeten sich immer weitere Rinnsale, die sich ihren eigenen Weg durchs immer härtere Musikgeschäft bahnten. Wie weit sie sich auch von ihrem Ursprung entfernten, so beeinflussten sie den entstandenen Mainstream trotzdem weiter. Dabei war es ganz egal, welchen Weg sie auch einschlugen.
Ein Beispiel für eine zukunftsprägende Musikrichtung war der Hard Rock. Hier kann man die Rolling Stones als Wegbereiter sehen. Nur wenige hätten in dieser Zeit ahnen können, dass sie eine vielfältige - von Veränderungen geprägte - Lawine lostreten würden.
Tatsächlich war der Hardrock in den darauffolgenden Jahrzehnten beständig durch seine Unbeständigkeit. Die sich ändernde Gesellschaft, technische Neuerungen und neue Ideen waren die drei großen Einflussfaktoren.
Die ständige Veränderung ist vor allem sichtbar, wenn man sich eher an die Ufer dieses immer breiter werdenden Seitenstroms begibt. Dort machten sich in den folgenden Jahren weitere Abkömmlinge selbstständig.
Die 70er Jahre waren bereits zur Hälfte verstrichen, als ein immer unruhiger werdender Teil der Gesellschaft mit seinem Auftreten eine Reihe von Erdbeben lostrat. Sie erschütterten nicht nur einen Großteil der Welt. Unter anderem ermöglichten sie einer weiteren zukunftsträchtigen Richtung ihre Entfaltung: Dem Punk-Rock!
Gemeinsam mit Heavy Metal fegten die neuen Abtrünnigen über die Welt hinweg und rissen in vielfachem Sinne alles mit sich. So, wie es früher der Mainstream in seiner Entstehung getan hatte.
Doch hatte die Zeit dazu geführt, dass die beiden neuen reißenden Strömungen etwas Wilderes, Gefährlicheres und Verboteneres symbolisierten. Man könnte viele weitere ähnliche Phänomene aufzählen.
Das gesamte Musikgebilde hatte mit zunehmender Größe immer weitere Schranken niedergerissen. Als Grund dafür kann nur die immer vielfältigere Gesellschaftsstruktur gesehen werden.
Sie brach viele Dämme alter Traditionen. Somit wirkte sie sich entscheidend auf die Musik aus.
Vor allem die westlichen Länder ließen die musikalischen Entwicklungen wegen ihrer - mehr oder weniger - demokratischen Struktur zu. Im Gegensatz dazu kann man heute noch beobachten, dass Länder wie China noch nicht von der westlichen Strömung überschwemmt worden sind, da die Dämme der Tradition sie bis auf einige Tropfen noch erfolgreich eingrenzen. Hinzu kommt noch das wachsame Auge der kommunistischen Obrigkeit, das - abgesehen von der chinesischen Mauer - einen noch weitaus effektiveren "Schutz" für das Bestehende darstellt. Abzuwarten bleibt, wie lange die geballte Macht von Tradition und Staat das Vordringen der Fluten noch aufhalten kann.
Kehren wir nun wieder ins Herz des musikalischen Hauptstroms zurück und drehen das Rad der Zeit weiter in Richtung der Gegenwart. Lassen wir die 70er, 80er und 90er hinter uns zurück!
Es hatte sich bereits abgezeichnet; doch mussten wir es erst mit unseren eigenen Augen sehen.
Inzwischen hat sich der Mainstream zu einem gewaltigen Ozean entwickelt, wo es keine richtungsweisende Strömung mehr gibt.
Schmeckt ihr das Salz, dass eure Hülle austrocknen lässt? Seht ihr die Algen, die die Oberfläche bedecken und die Luft mit ihrem penetranten Duft schwängern?
Auch kann man mitverfolgen, wie der Salzgehalt zunehmend die Konzentration des toten Meeres überschreitet. Wer in diesen Gefilden noch auf Leben treffen will, der muss schon in die unerforschten Tiefen des Untergrundes eintauchen. Sonst wird er in den Weiten des Aralsee-ähnlichen Tümpels nichts weiter sehen als die ahnungslosen Geister der Gegenwart.
Pierre Griffon
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