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Schifflein deck Dich


Kulinarische Erlebnisse mit Elisabeth

06.08.2010 (fjh)
"Wir haben die Argumente in einem Zehn-Punkte-Katalog gesammelt", berichtete Angelika Funk von der Marburger Bootswerft. "Am Ende stand es dabei zwei gegen zehn."
Ergebnis dieser Überlegungen ist der Verzicht auf das Solardach für die "Elisabeth II". Stattdessen soll das Marburger Lahn-Schiff künftig Strom an einer Solar-Tankstelle beziehen.
Würden die Solarzellen – wie ursprünglich geplant – auf dem Dach des einstigen Fischkutters montiert, so müssten sie genügend Strom für einen ungestörten Betrieb des Schiffs erzeugen. Überflüssige Energie könnte aber nur in begrenzten Maße in die Batterie zurückgespeist werden, sodass letztlich viel Energie verlorenginge.
An einer Solartankstelle unweit des Ufers hingegen könnten auch elektrisch betriebene Fahrräder und Autos tanken. Dort gewonnener Solarstrom könnte sogar ins reguläre Elektrizitätsnetz fließen, erläuterte Peter Jacobs von Wagner und Co. Solartechnik in Cölbe.
Das Boot bleibt also offen. Die indirekte Stromversorgung aus Solarenergie lässt die Sonne auch weiterhin direkt zu den Fahrgästen strahlen.
Doch auch bei starker Hitze ist es auf dem Boot angenehm, weil überhängende Zweige genügend Schatten und der leichte Fahrtwind kühlenden Schutz bieten. So etwa beschrieb Dr. Richard Laufner vom Fachbereich Kultur der Universitätsstadt Marburg das Fahrgefühl während der heißen Sommertage Mitte Juli 2010.
Die Sehenswürdigkeiten der Strecke beschrieb ein Gästeführer mit launigen Anekdoten und historischen Fotos. Vom Leben im Stadtteil Weidenhausen erzählte er ebenso wie vom Pfusch beim Bau des Kaiser-Wilhelm-Turms.
Während der Fahrt wurden die Insassen der "Elisabeth II" mit Speisen vom Vila-Vita-Hotel Rosenpark versorgt. In kleinen Schälchen standen kulinarische Köstlichkeiten auf einem schön gedeckten Tisch in der Mitte des Kahns.
Bis zum Afföller Wehr ging die Fahrt vom Weidenhäuser Wehr aus die Lahn hinauf. Nach dem Wenden begrüßte der Vertreter des Hotels einen Kollegen, der das Schiff auf der Rosenbrücke erwartet hatte. In zwei Körben ließ er den gekühlten Nachtisch zum Schiff herab. Den Passagieren bot diese Einlage ein unerwartetes Schauspiel, das die Beteiligten aber schon häufig vorgeführt hatten.
Auf ihrer weiteren Reise an den Lahnwiesen vorbei wurde die "Elisabeth II" dann sogar zum Retter eines Ballspiels auf dem begrünten Ufer. Der Ball war in die Lahn hineingeraten, wo die Besatzung ihn mit viel Geschick auffischte.
So konnte Bootsführer Heiko Weber die Situation "Mann über Bord" üben, indem er vorsichtig an den Ball heranmanövrierte. Dann steuerte er das Boot so nah ans Ufer, dass die Ballbesitzerin das verlorene Objekt ihrer Begierde sogar ohne weiten Wurf greifen konnte. Zum Dank witzelte sie, sie erhielte auf gleiche Weise gerne auch eine der Sektflaschen, die auf dem Tisch an Bord standen.
Weißer und roter Wein, Sekt, Saft und Selters sowie Bier und Kaffe wurden während der Fahrt ausgeschenkt. Doch brauchten die Fahrgäste keinen Alkohol, um in Stimmung zu kommen.
Alle Passagiere wie auch die Besatzung verließen das Schiff nach gut eineinhalb Stunden in einer gelösten Laune. "Hier ist noch nie jemand ohne ein strahlendes Gesicht von Bord gegangen", berichtete Funk stolz.
Das Projekt bringe nicht nur die Erwerbslosen bei der Schiffswerft des Vereins Arbeit und Bildung mit Beschäftigten des Luxus-Hotels im Rosenpark zusammen, sondern auch die Fahrgäste miteinander oder mit Ruderern und Tretbootfahrern. So mancher habe sich auch schon einmal außen an die Bordwand angehängt und vereinzelt sogar einmal ein Getränk erhalten, berichtete die Besatzung des Boots.
Touren mit und ohne Gästeführer oder kulinarische Lahn-Fahrten können Interessierte entweder als Gruppe buchen oder auch an vorgegebenen Terminen teilnehmen. Auch Geschenkgutscheine gibt es bei der Marburg Tourismus Marketing GmbH (MTM) oder beim Bootsverleih Gischler in Weidenhausen.
Die Fahrt an einem lauen Sommerabend ist ein kulinarisches und kulturelles Erlebnis. Vor allem aber ist eine solche Tour auch ein besonderes Erlebnis von Gewässer, Gemeinschaft und Glück.
Franz-Josef Hanke
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