15.07.2010 (fjh)
Das Konzept zur "Bürgerarbeit" des
Landkreises Marburg-Biedenkopf hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) positiv bewertet. Damit ist der Kreis die einzige Optionskommune in Hessen, die das Modellprojekt "Bürgerarbeit" umsetzt.
Nach dem positiven Bescheid aus Berlin und dem offiziellen Start des Projekts am Donnerstag (15. Juli) hat das KreisJobCenter (KJC) damit begonnen, das Konzept in die Tat umzusetzen. Das hat die Kreisverwaltung am Donnerstagnachmittag bekanntgegeben.
"Wir wollen in den kommenden drei Jahren rund 1.400 Langzeit arbeitslose Menschen aktivieren und beginnen jetzt mit den Vorbereitungen dafür", teilte Landrat Robert Fischbach mit. Das Projekt setzt sich aus einer Aktivierungs- und Beschäftigungsphase zusammen. Es ist ein weiteres Instrument, um lange Zeit erwerbslose Menschen wieder in Arbeit zu bringen.
Geschehen soll das entweder im Rahmen einer Vermittlung in den Ersten Arbeitsmarkt oder aber als Vermittlung auf einen sogenannten "Bürgerarbeitsplatz". Damit bezeichnen die Urheber eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Bereich zusätzlicher und im öffentlichen Interesse liegender Arbeit.
"Wir können dabei auf die sehr erfolgreiche Arbeit unseres KreisJobCenters zählen, das bei vergleichbaren eigenen Projekten bereits sehr gute Erfolge bei der Aktivierung von Langzeit arbeitslosen Menschen erzielt", lobte der Landrat das KJC. Auf diese Weise könne man echte Synergie-Effekte nutzen sowie bestehende Projekte gezielt erweitern und anpassen.
"Bei der Arbeit des KJC steht die Eingliederung in den Ersten Arbeitsmarkt klar im Vordergrund", beteuerte der Landrat. "Erst wenn dies im Einzelfall nicht gelingt, wird jetzt konsequent und gezielt nach einem Bürgerarbeitsplatz gesucht."
Die Aktivierungsphase dauert zwingend ein halbes Jahr. Danach beginnt die Beschäftigungsphase.
Während der Aktivierungsphase werden die Betroffenen intensiv beraten. Auch eine Standortbestimmung findet statt.
Die Menschen werden gezielt gefördert. Auch Qualifizierungsdefizite werden behoben. Auf diese Weise könne das KJC auch Hemmnisse erkennen, die bislang eine Arbeitsaufnahme verhindert haben.
Danach gehen die Opfer dann in die Beschäftigungsphase über. "Ab Januar 2011 können die ersten an den - noch zu schaffenden - Bürgerarbeitsplätzen ihre Beschäftigung aufnehmen", kündigte Fischbach an.
"Das Ministerium hat uns eine Förderung bis 2014 zugesagt", berichtete Fischbach.
"In der jetzt angelaufenen Aktivierungsphase wollen wir knapp 1.400 Langzeit arbeitslose Menschen aktivieren", kündigte er an. "Aus unserer Erfahrung der vergangenen Jahre gehen wir davon aus, dass davon etwa zwei Drittel dieser Betroffenen eine Perspektive zur Arbeitsaufnahme auf dem Ersten Arbeitsmarkt haben und etwa ein Drittel in Bürgerarbeit zu vermitteln ist."
Nach dieser Kalkulation sollen 200 Bürgerarbeitsplätze eingerichtet werden, die dann nachbesetzt werden können. Mindestens 25 Bürgerarbeitsplätze sollen für schwerbehinderte Menschen entstehen.
Das Projekt "Bürgerarbeit" ist als "lernendes Projekt" angelegt. Durch diese Dynamik werden sich immer wieder neue Aspekte ergeben, die dann in den Fortgang des Projekts einfließen.
Bürgerarbeitsplätze könnten ? auch in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen ? zum Beispiel im Gesundheitswesen, im Bereich der Integration von Menschen mit Migrations-Hintergrund, im Bereich öffentliche Sicherheit und Ordnung, Demographie, Energie und Natur oder Regionalentwicklung entstehen. "Auch von den Bürgermeistern im Landkreis haben wir positive Rückmeldungen zu unserem Konzept bekommen", berichtete derLandrat.
"Mit der Bürgerarbeit soll zu einer Stärkung des Gemeinwesens im Landkreis Marburg-Biedenkopf beigetragen werden", versprach Fischbach. "Die Einsatzbereiche sollen daher nach dem Prinzip der Zusätzlichkeit und des öffentlichen Interesses ausgewählt werden."
Die Tätigkeit solle in doppelter Hinsicht sinnstiftend sein. Das gelte sowohl im Hinblick auf die Förderung des Gemeinwesens als auch für die Beschäftigten selbst.
"Indem Einsatzbereiche gefunden werden, die für das Gemeinwesen Vorteile bringen, wird den Beschäftigten Wertschätzung für ihre Arbeit entgegengebracht?, hofft der Landrat.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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