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Zugedacht


Preise für medizinische Forschung

14.07.2010 (fjh)
Drei herausragende Wissenschaftler hat die Von-Behring-Röntgen-Stiftung am Dienstag (13. Juli) im Rahmen eines Festakts für ihre besonderen Leistungen in der medizinischen Forschung geehrt. Die - mit jeweils 5.000 Euro dotierten – Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreise erhielten der Marburger Arzt Dr. Ivica Grgi? und die Gießenerin Dr. Stephanie Lefevre.
Mit der Von-Behring-Röntgen-Forschungsmedaille hat die Stiftung erstmals die Lebensleistung eines Wissenschaftlers in der medizinischen Forschung gewürdigt. Preisträger ist der Gießener Anatom Prof. Dr. Andreas Oksche.
Lefevre erhielt den Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreis für ihre Arbeit zur rheumatoiden Arthritis. Das ist eine entzündliche Erkrankung der Gelenke.
Mit ihren Untersuchungen konnte die Medizinerin zum Verständnis der Ausbreitung der Krankheit auf bisher nicht betroffene Gelenkbereiche beitragen. Die 30-jährige Forscherin, die aus Wetzlar stammt, ist seit Anfang 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen am Lehrstuhl für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie.
In seiner Laudatio lobte Prof. Dr. Reinhard Schnettler besonders die Zielstrebigkeit der jungen Wissenschaftlerin, deren Promotionsschrift mit "summa cum laude" bewertet wurde. Ihre Veröffentlichungen haben bereits internationale Anerkennung gefunden. Neben dem Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreis wurde Lefevre bereits mit dem "Young Investigator"s Award" 2007 der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und mit einem LOEWE-Postdoc-Stipendium ausgezeichnet.
Für seine wegweisende Arbeit zur Nierenfibrose wurde Grgi? mit dem Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreis ausgezeichnet. Seine Forschungsergebnisse tragen zum Verständnis der Mechanismen bei, die bei der Fibrose-Entstehung eine Rolle spielen. Als "Fibrose" bezeichnet man eine krankhafte Vermehrung von Bindegewebe. Auf Grundlage seiner Untersuchungen gelang es Grgi?, einen neuen therapeutischen Ansatz zu entwickeln.
Seit 2004 ist der 32-jährige Mediziner als Assistenzarzt in der Marburger Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie. Der gebürtige Berliner, der derzeit in Boston forscht, studierte an Universitäten in Berlin, San Diego in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) sowie in Guadalajara in Mexiko.
Neben dem Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreis erhielt Grgi? den Promotionspreis der Landesärztekammer 2007 und zahlreiche Stipendien. Unter anderem bekam er ein Studienstipendium des Reemtsma-Begabtenförderungswerks, ein - mit 25.000 Euro dotiertes - Forschungsstipendium der Deutschen Nierenstiftung und den "Young Investigator Award" der Deutschen Hypertonie-Gesellschaft.
Oksche war langjähriger Direktor des Anatomischen Instituts der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er nahm die Von-Behring-Röntgen-Forschungsmedaille entgegen. "Wir freuen uns, mit der Verleihung der Von-Behring-Röntgen-Forschungsmedaille an Herrn Prof. Dr. Andreas Oksche erstmalig die herausragende Lebensleistung eines Wissenschaftlers würdigen zu können", sagte Stiftungspräsident Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard bei der Übergabe der Medaille.
Oksches Interesse gilt der Neuro-Endokrinologie. Sie befasst sich mit der Rolle von Hormonen im zentralen Nervensystem. Besondere Verdienste hat er sich durch die Erforschung des Pinealorgans und der extraokulären Photorezeption erworben.
In seiner Laudatio ließ Prof. Dr. Henning Beier den wissenschaftlichen Werdegang des Preisträgers Revue passieren. Der 1926 in Riga geborene Oksche schloss 1952 in Marburg sein Medizinstudium ab. Im selben Jahr wurde er auch schon promoviert.
Bereits mit seiner Promotionsschrift "Der Feinbau des Organon frontale bei Rana temporaria und seine funktionelle Bedeutung" habe er den Einstieg in sein späteres Forschungsgebiet gefunden, berichtete Beier. Als Assistent am Anatomischen Institut der Philipps-Universität knüpfte Oksche Kontakte zu den Entdeckern der Neurosekretion Ernst und Berta Scharrer am "Albert Einstein College of Medicine" in New York. 1957 war er als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) dort tätig.
1960 habilitierte sich Oksche in Marburg zum Thema "Die Beteiligung der Neuroglia an sekretorischen Leistungen und Stoffwechselvorgängen des Zentralnervensystems unter besonderer Berücksichtigung des Subkommissuralorgans". Nach dreijähriger Tätigkeit bei Wolfgang Bargmann am Anatomischen Institut in Kiel erhielt er 1964 den Ruf an die Justus-Liebig-Universität Gießen.
Dort übernahm er 1966 die Leitung des Anatomischen Instituts. In seiner Führung wurde es weltweit bekannt. Oksche ist Verfasser maßgeblicher Publikationen und Fachveröffentlichungen auf den Gebieten der Anatomie, Neuroanatomie und Neuroendokrinologie.
In seiner Festrede würdigte der hessische Gesundheitsminister Jürgen Banzer das Potential der Marburger und Gießener Universitätsmedizin: "Das Land Hessen hat die Von-Behring-Röntgen-Stiftung 2006 eingerichtet, um bedeutende Forschungsleistungen in der Medizin zu fördern und zu würdigen. Die Preisträger belegen in hervorragender Weise die Leistungsfähigkeit der Universitätsmedizin in Gießen und Marburg und darüber hinaus des Forschungsstandortes Hessen. Dazu möchte ich ihnen und ihren Hochschulen herzlich gratulieren.“
pm: Von-Behring-Röntgen-Stiftung
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