14.07.2010 (fjh)
Ein mobiles Piercing-Studio hat der Fachbereich Gesundheit des
Landkreises Marburg-Biedenkopf in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt der
Stadt Marburg während des Stadtfests
3 Tage Marburg (3TM) geschlossen. Grund dafür waren erhebliche hygienische Mängel und das Einbringen von nicht sterilisierten sogenannten "Hautankern".
Mitarbeiter des Fachbereichs Gesundheit hatten das mobile Piercing-Studio routinemäßig kontrolliert. Dabei hatten sie die Hygiene-Mängel aufgedeckt. Daraufhin schloss das städtische Ordnungsamt diese Einrichtung.
Beim Piercing werden Löcher durch die Haut gestanzt, Ohrknorpel, Lippe. Augenbraue, Zunge und andere Organe werden durchstoßen.
Inzwischen ist keine Körperregion mehr vor Piercing tabu. Auch wenn der eine oder andere Körperschmuck durchaus optische Reize haben kann, sollte man nicht vergessen, dass Piercing mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist.
"Beim Piercen wird die Haut und das darunter liegende Gewebe verletzt", warnte der Arzt Dr. Peter Matzdorff vom Gesundheitsamt. Wenn dabei grundsätzliche Voraussetzungen der Hygiene nicht beachtet werden, könne es bei dem Vorgang zur Übertragung von Hepatitis oder HIV (AIDS) kommen.
Außerdem können Bakterien in die frische Wunde eindringen und nachfolgend zu einer Entzündung oder gar einer Blutvergiftung führen. Insbesondere das Intim-Piercing sei mit einer hohen Komplikationsrate verbunden.
Ist das Gewebe – wie zum Beispiel am Ohrknorpel – darüber hinaus auch noch schlecht durchblutet, drohen zusätzliche Gefahren, da die Infekt-Abwehr des Körpers - aber auch Antibiotika - diese Bereiche nicht oder nur schlecht erreichen. Der Ohrknorpel kann absterben.
Eine ordentliche Haut-Desinfektion sei daher ebenso Pflicht wie das hygienisch einwandfreie Arbeiten des Piercers. Hierzu gehört nach Auskunft des Fachbereichs Gesundheit eine Reinigung und gründliche Desinfektion der Hände vor dem Eingriff sowie eine einwandfreie hygienische Aufbereitung der eingesetzten Instrumente, die garantiert frei von Krankheitserregern und somit steril sein müssen.
Stand der Technik ist dabei die sogenannte "Dampf-Sterilisation". Mögliche Erreger werden dabei mit heißem Wasserdampf abgetötet.
Die auch heute noch gebräuchlichen Heißluft-Sterilisatoren erfüllen allerdings nicht mehr die technischen Norm-Voraussetzungen. Da die ordnungsgemäße hygienische Aufbereitung der Instrumente Spezialwissen voraussetzt, fordert der Gesetzgeber eine entsprechende Sachkenntnis, die vom Piercer nachzuweisen ist.
Einwandfreie hygienische Bedingungen sind demnach auch und gerade beim neuesten "Piercing-Hit" - dem sogenannten "Hautanker" - unabdingbar notwendig. Hierbei handelt es sich um eine unter die Haut eingebrachte Platte mit Innengewinde, in das ein Schmuck-Kopf aufgeschraubt werden kann.
Wie bei einer Operation ist es unerlässlich, dass der Anker steril ist und die Einbringung unter einwandfreien hygienischen Voraussetzungen erfolgt. Das beinhaltet eine Desinfektion der Haut und der Hände sowie das Tragen steriler Handschuhe.
Aufgrund der im allgemeinen unzureichenden hygienischen Bedingungen eines Wochenmarkts oder Volksfests empfiehlt der Fachbereich Gesundheit daher, auf die Dienste mobiler Piercing-Studios zu verzichten. "Grundsätzlich ist es sinnvoll, sich vor einem Eingriff von der Einhaltung des erforderlichen Hygiene-Standards zu überzeugen und sich den Nachweis der Sachkenntnis vom Piercing-Studio zeigen zu lassen", rät Matzdorff.
Außerdem teilte der Landkreis Marburg-Biedenkopf am Mittwoch (13. Juli) mit, dass eine derzeit an Arztpraxen verteilte Annonce zur Werbung in dem Ärzte- und Tourismus-Register
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pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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