12.07.2010 (fjh)
Das Fach "Ägyptologie" an der
Philipps-Universität soll endgültig abgeschafft werden. Dagegen wendet sich der
Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA) mit einer Unterschriftensammlung.
Über 1.000 Studierende der Philipps-Universität haben die Petition zur Erhaltung der Ägyptologie bereits unterzeichnet. Die unterschriebenen Petitionslisten wurden am Montag (12. Juli) in der Sitzung des Senats überreicht.
Die Ägyptologie ist sowohl Studienschwerpunkt für die Bachelor-Studiengänge "Historische Sprach-, Text- und Kulturwissenschaften" und "Orientwissenschaften" wie auch Begleitfach in zahlreichen weiteren Studiengängen. Zudem stellt die Ägyptologie einen Schwerpunkt des Master-Studiengangs "Alter Orient und Ägypten" dar. Es gibt eine große Anzahl von Promotions-Studierenden.
Die Ägyptologie wurde in Marburg 2006 im Zuge der - durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) vorgegebenen – Schwerpunktbildung eingerichtet. Sie gehört zum Zentrum für Nah- und Mitteloststudien (CNMS) an der Philipps-Universität.
Nach Einschätzung des AStA ist sie nicht nur äußerst renommiert, sondern auch international eingebunden. Marburg verfügt hier über den einzigen Lehrstuhl für dieses Fachgebiet in Hessen.
Die Verantwortlichen leisten einen beachtlichen Lehr-Export für andere Fachbereiche. Durch eine breite Vernetzung sei ein einmaliges Angebot an orientwissenschaftlicher Vielfalt entstanden.
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause hat den Mitgliedern des Fachbereichsrats für Fremdsprachliche Philologien, an den die Ägyptologie angegliedert ist, am Donnerstag (8. Juli) eine "Vierjahres-Gnadenfrist" bis zur Abwicklung des Fachs eingeräumt. Das entspricht jedoch nicht der "Vertrauensschutz-Frist" von mindestens fünf Jahren, die Studierenden zusteht, um eine ordnungsgemäße Beendigung ihres Studiums zu ermöglichen.
"Die Abschaffung von sogenannten Orchideenfächern ist das Beiwerk der neoliberalen Bildungspolitik der schwarz-gelben Landesregierung", erklärte AStA-Vorsitzende Stefanie Fritz. "Die Präsidentin setzt hier in der Tradition der Sachzwang-Logik ihres Amtsvorgängers Prof. Nienhaus die Kürzungen durch den kürzlich vereinbarten Hochschulpakt um. Wir befürchten eine weitere Verschmälerung der universitären Fächervielfalt in Hessen."
"Die Ägyptologie in Marburg ist für die Studierenden und die WissenschaftlerInnen unverzichtbar", bekräftigte Yvonne Engel. Die Studentin mit Schwerpunkt Ägyptologie beklagt die – ihrer Ansicht nach kurzsichtige - Entscheidung: "Wir verlieren einen unschätzbar bereichernden und profilgebenden Teil unserer Universität und das Vertrauen der Studierenden in die Hochschulleitung."
Denjenigen, die ihr Studium nicht beenden können, werde der Wechsel an ein anderes Institut in Deutschland erschwert, weil die Ägyptologie in Marburg bemüht war, die Vorgaben der Bologna-Reform und der hessischen Landesregierung vorbildlich umzusetzen. Diese Profilbildung sei ein Alleinstellungsmerkmal, aber gleichzeitig eine Falle, was die Mobilität der Studierenden angeht.
pm: AStA Marburg
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