02.07.2010 (fjh)
Mit großer Mehrheit hat ein Parteitag der Marburger SPD am Donnerstag (1. Juli) in Cyriaxweimar Egon Vaupel auf den ersten Platz der Liste zur Kommunalwahl 2011 gewählt. Außerdem kündigte Vaupel dort an, dass er für eine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister der
Stadt Marburg zur Verfügung steht.
Nahezu einmütig folgten die Delegierten dem Gesamtvorschlag des Parteivorstands. An der Spitze der Liste steht hinter Vaupel die SPD-Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach. Das Ende des Wahlzettels wird von den Abgeordneten Thomas Spies und Sören Bartol gebildet.
"Ich stehe für rot-grün", erklärte Vaupel. "Das müsst ihr wissen, wenn ihr mich wollt."
Der Oberbürgermeister forderte Einigkeit bei der Entscheidungsfindung innerhalb der SPD, die in den letzten Monaten manchmal gelitten habe. Die SPD in Marburg sei eine linke, moderne Partei.
Die Orientierung auf Rot-Grün hatte auch der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Steffen Rink anhand des Wahlprogramms deutlich gemacht: "Wir dürfen uns von einer weichgespülten Marburger CDU, die allzu schnell vergisst, dass die eigenen Parteifreunde in Berlin und Wiesbaden den Kommunen das Wasser abgraben, nicht blenden lassen! Wer glaubt, Familienfreundlichkeit zeige sich im kostenfreien Kindergarten-Jahr, irrt: Bedürftige sind bereits heute
ausgenommen. Deshalb gibt die SPD das Steuergeld lieber für bessere Betreuung aus."
Sichtlich bewegt, teilte Weinbach den Delegierten mit, dass sie nach dem Ende ihrer Amtszeit im Juni 2011 nicht mehr als Stadträtin zur Verfügung stehen werde. "Entscheidungen müssen getroffen werden", sagte sie. Das gelte "auch und vielleicht gerade dann wenn sie schwer sind."
Ihre Lebenssituation sei als alleinerziehende Mutter auf lange Sicht für nicht vereinbar mit den Anforderungen an das Amt. Zwar sei die Betreuungssituation sowie die Unterstützung durch die Magistratskollegen und die Partei immer vorbildhaft gewesen;" die gemeinsame Zeit von mir mit meinem Kind und eine gewisse Regelmäßigkeit dabei" sei das Problem.
Neben der Repräsentanz der Stadtteile und Ortsvereine sei es bei der Aufstellung der Kandidatenliste auch darum gegangen, einigen neuen Personen, die wichtige Gebiete wie zum Beispiel die gewerkschaftliche Bindung repräsentieren, eine Chance auf Einzug in das nächste Parlament zu geben. "Das hat dann aber auch dazu geführt, dass nicht alle Nominierungsvorschläge der Ortsvereine umgesetzt werden konnten", bedauerte Rink. "Doch ich glaube, dass wir einen ausgewogenen Listenvorschlag präsentieren."
Der Vorsitzende verwies zugleich darauf, dass man davon ausgehen könne, dass das Kumulieren und die individuelle Stimmabgabe für einzelne Kandidatinnen und Kandidaten bei der Kommunalwahl eine weitaus größere Bedeutung haben werde, sodass "insbesondere im unteren Bereich noch viel Bewegung hineinkommt."
Traditionell hat die Kandidatenliste der Marburger SPD 100 Positionen, von denen die ersten 59 auf dem Stimmzettel erscheinen. Genau so viele Abgeordnete sitzen im Stadtparlament.
Die SPD-Fraktion umfasst in der laufenden Legislatur genau 20 Abgeordnete. Die Plätze 60 bis 100 zeigen so noch die Unterstützung für die Partei und geben der Partei wiederum Gelegenheit, verdiente Genossinnen und Genossen in besonderer Weise zu ehren. So steht die ehemalige Marburger Gewerkschaftsvorsitzende Käte Dinnebier auf Platz 100.
Bei der Abstimmung erhielt Vaupel für seine Kandidatur 44 Ja-Stimmen, 2 Nein Stimmen und eine Enthaltung. Die Gesamtliste, die am Ende noch einmal geheim abgestimmt wurde, erhielt ebenfalls eine breite Zustimmung. Lediglich der Ortsverein Wehrda zeigte sich mit den Positionen seiner Kandidaten unzufrieden, konnte sich aber mit dem Vorschlag eines Platztausches ebensowenig durchsetzen wie mit einer Kampfkandidatur.
Nach einem gut dreistündigen, von Emotionen unterschiedlichster Art geprägten Parteitag konnte der Vorsitzende die Delegierten nach Hause entlassen. In der Nachbetrachtung äußerte sich Rink betrübt darüber, dass der Fraktionsvorsitzende Matthias Acker nicht mehr zur Verfügung für ein kommunalpolitisches Amt stehen möchte: "ich bedaure den Schritt von Matthias Acker sehr."
pm: SPD-Stadtverband Marburg
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