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Abschied von einer Ära


Ekkehard Dennewitz nach 19 Jahren Intendanz gewürdigt

27.06.2010 (fjh)
Eine außergewöhnliche Feier fand am Samstag (26. Juni) auf dem Gelände des Theaters am Schwanhof (TaSch) statt. Nach 19 Jahren als Intendant des Hessischen Landestheaters (HLTh) verabschiedete die Stadt gemeinsam mit den Beschäftigten des Theaters und seinen Förderern den Prinzipal Ekkehard Dennewitz.
Seinen Namen nahm Oberbürgermeister Egon Vaupel zum Anlass sprachspielerischer Betrachtungen. Der Spitzname "Ekke" stehe für die "Ecken und Kanten" des langjährigen Intendanten. Den Schluss seines Namens"hard" hingegen lasse man in Marburg zu Recht weg, da "Ekke" eben nicht hart sei. Vielmehr sei er ein sehr aufgeschlossener und kommunikativer Mensch.
Kurz ging Vaupel auch auf die – nicht unumstrittene – Vergangenheit des Theatermachers ein. Einig ist sich das Marburger Publikum aber in der Feststellung, dass die Qualität des Theaters während seiner Dienstzeit deutlich besser geworden ist.
Im Anschluss an seine Rede heftete der Oberbürgermeister dem scheidenden Intendanten die "Goldene Ehrennadel der Stadt Marburg" an die Brust. Nicht nur mit seiner Arbeit, sondern auch mit seinem sozialen Engagement habe sich Dennewitz große Verdienste um die Stadt Marburg erworben.
Die Zahl der Besucher aller 299 Inszenierungen während seiner Intendanz veranschaulichte Vaupel durch eine 2.000 Kilometer lange Menschenkette, die von Marburg bis Kreta oder bis kurz vor Casablanca reiche.
Seinen Dank an Dennewitz hatte der Freundeskreis des Hessischen Landestheaters wenige Tage zuvor bereits ausgedrückt, indem er den scheidenden Intendanten zum Ehrenmitglied ernannt hatte. Vorsitzender Jürgen Bandte berichtete kurz von der Gründung des Freundeskreises, die 1994 auf Initiative von Dennewitz zustande gekommen war. Der Intendant habe die Stammbesucher im Publikum ausgemacht und angesprochen, bis sich schließlich 27 Interessierte zur Vereinsgründung zusammenfanden.
Inzwischen hat der Freundeskreis 230 Mitglieder. In den 16 Jahren seines Bestehens hat er das HLTh mit insgesamt 100.000 Euro unterstützt, vermeldete Bandte stolz.
Den absoluten Höhepunkt der Feier bildete die - auf überraschende Weise vorgetragene - Dankesbezeugung der städtischen Kulturdezernentin Dr. Kerstin Weinbach und des Landesbeamten Albert Zetsche vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK). Die beiden HLTh-Aufsichtsräte trugen ihr Lob auf Dennewitz musikalisch vor!
Die Stadträtin begleitete den Ministerialrat am e-Piano, während er sang. Mit gekonntem Belcanto trug Zetsche eine auf Dennewitz umgedichtete Arie vor: "Was wären wir ohne Dich!"
Der begeisterten Bitte des Publikums um eine Zugabe kamen die beiden lustigen Laudatoren leider nicht nach. Erst später stellte sich heraus, dass Zetsche über eine klassische Gesangsausbildung verfügt und früher auch schon als Tenor in Opernhäusern aufgetreten ist.
Zum Politikum wurde die Verabschiedung der gleichzeitig mit dem Intendanten ausscheidenden Mitarbeiter des Theaters. Dennewitz rief sie alle namentlich auf die Bühne.
Mit einem – mehrere Minuten langen - Applaus bekundeten die Anwesenden ihre Solidarität mit den Ausscheidenden. Zugleich war das aber auch eine sehr deutliche Kritik an der Entscheidung des künftigen Intendanten, die Verträge mit den meisten Mitgliedern des Ensembles nicht zu verlängern.
Matthias Faltz hatte umfassend Gebrauch gemacht von seinem Recht, mit einem weitgehend neuen Ensemble anzutreten. Viele Bürger hatten dabei aber das in Marburg selbstverständliche soziale Fingerspitzengefühl vermisst.
Ansonsten war der Samstagabend jedoch dem Rückblick auf die "Ära Dennewitz" gewidmet. An den Wänden des Festzelts hingen Fotos und Plakate von Inszenierungen aus dieser Zeit.
Die Sachs-Band trug mit jazziger Rockmusik zur Stimmung bei. Ein wenig Wehmut schwang dabei gelegentlich auch mit.
Eine – eher peinliche - Tatsache wurde von mehreren Anwesenden im persönlichen Gespräch bemängelt: Der neue Intendant fehlte bei der Verabschiedung seines Vorgängers!
Franz-Josef Hanke
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