18.06.2010 (fjh)
Der Preis "Das unerschrockene Wort" soll am Samstag (14. Mai 2011) zum achten Mal überreicht werden. Die Verleihung der Auszeichnung in Erinnerung an das unerschrockene Auftreten Martin Luthers vor dem Reichstag in Worms im Jahr 1521 findet diesmal in Heidelberg statt.
Gestiftet haben diese Auszeichnung 15 Luther-Städte. Darunter befindet sich auch die
Universitätsstadt Marburg. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Der erste Preisträger war der Theologe Richard Schröder, der für seine standhafte Haltung in der DDR geehrt wurde. Ihm folgte 1999 ebenfalls ein Theologe: Hans Küng erhielt die Auszeichnung für seine Standhaftigkeit bei der Vertretung seiner Thesen zur katholischen Glaubenslehre.
2001 wurde die Eberswalder Polizeipräsidentin Uta Leichsenring für ihr couragiertes Auftreten gegen rechtsextreme und ausländerfeindliche Übergriffe ausgezeichnet. 2003 folgte die Superintendentin des österreichischen Burgenlands. Gertraut Knoll musste für ihr Engagement gegen Rassismus sogar Morddrohungen hinnehmen.
2005 wurde der Preis dem ostdeutschen Schriftsteller und Sänger Stefan Krawczyk zuerkannt. Gegen ihn hatten die Machthaber der DDR Berufsverbot verhängt, was ihn aber nicht davon abhielt, zum Beispiel in Kirchen aufzutreten. Er wurde 1988 inhaftiert und in den Westen abgeschoben.
Emel Abidin-Algan ehrten die Juroren im Jahr 2007 auf Vorschlag der Universitätsstadt Marburg für ihre mutige Entscheidung, als gläubige Muslimin gegen alle Widerstände das Kopftuch abzulegen. 2009 schließlich entschied sich die Jury für die Journalistin und Politologin Andrea Röpke. Ihr wurde Mut attestiert, die Umtriebe rechtsextremer Gruppen vor Ort zu recherchieren und eine konsequente Bekämpfung von Rechtsextremismus und Gewalt anzumahnen.
Jetzt werden wieder Kandidatinnen oder Kandidaten gesucht, über deren Preiswürdigkeit eine Jury im November entscheiden wird. Oberbürgermeister Egon Vaupel ruft dazu auf, bis Sonntag (15. August) Vorschläge für die Nominierung zu unterbreiten.
"Ich bin der festen Überzeugung, dass ein unerschrockenes Wort zu gesellschaftlichen Fragen in Deutschland zur Zeit von unseren Bürgerinnen und Bürgern sehr aufmerksam gehört wird und preiswürdig sein könnte“, betonte der Oberbürgermeister. Mit einem Luther-Zitat begründete Vaupel seine Aufforderung.
"Was soll Gott mit uns machen? Gute Tage können wir nicht tragen, böse können wir nicht leiden. Gibt er Ehr, Reichtum, so stolzieren wir, gibt er Armut, so verzagen wir." Dieser Ausspruch habe nichts von seiner Aktualität verloren.
In dem - von den Luther-Städten 1993 beschlossenen Statut - ist die Zielsetzung der Preisvergabe definiert: "Auch in einer Gesellschaft, in der die Meinungsfreiheit Verfassungsrang hat, gibt es vielerlei Gründe, Zwänge, Versuchungen und Hindernisse, die zu einer Einengung und damit letztlich zu einer Bedrohung der freien Meinungsäußerung führen könnten. Wenn aber Opportunitätsdenken, das Bemühen um Anpassung und Konformität und die Scheu vor vermeintlichen Autoritäten überhand nehmen, dann verkümmert der Mut, unüberhörbar das zu sagen, was möglicherweise unbequem ist, der vorherrschenden oder obrigkeitlichen Meinung zuwider läuft, aber um der Wahrheit und Wahrhaftigkeit willen ausgesprochen werden sollte. Daher verdient das freie, unerschrockene Wort Ermutigung und Anerkennung.“
Wer zur Kandidatur für den Preis in Frage kommt, ist in den Richtlinien festgelegt. Preiswürdig sind demnach "Frauen und Männer, die in einer besonderen Situation oder bei einem konkreten Anlass - aber auch beispielhaft über einen größeren Zeitraum hinweg - in Wort und Tat für die Gesellschaft, die Gemeinde, den Staat bedeutsame Aussagen gemacht und gegenüber Widerständen vertreten haben“.
Bei der Preisvergabe sollten "parteipolitische und konfessionelle Gesichtspunkte keine Rolle spielen“. Auch allgemeine Unzufriedenheit, querulatorische oder eigennützige Motive oder Demagogie erfüllen nicht das Kriterium des "unerschrockenen Worts". Vorschläge mit möglichst ausführlicher Begründung müssen bis zum 15. August bei Oberbürgermeister Vaupel im Rathaus eingegangen sein.
pm: Stadt Marburg
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